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Philosophisches Café DenkMal! am 1. Dezember 2023
Thema: Staatsraison, Ehre, Form und Macht

Staatsraison, nach französisch raison = Grund, soviel wie Begründetheit in den Interessen des Staates. Der Hinweis auf die Staatsraison soll häufig insbesondere die Verletzung moralischer oder juristischer Rechte einzelner Individuen oder Gruppen rechtfertigen: Es wird argumentiert, dass das Wohl des Staates beziehungsweise der in ihm lebenden und durch ihn organisierten Allgemeinheit (z. B. Stabilität und Machterhalt) schwerer wiegt als die partikularen Interessen Einzelner. Dieser Gedanke geht der Sache nach bereits auf Nicolo Machiavelli zurück. Der Begriff taucht explizit etwa bei G. Botero auf. Eine zentrale Rolle spielte die Berufung auf die Staatsraison u. a. im Absolutismus. (nach Regenbogen, Meyer, Wörterbuch der philosophischen Begriffe)

Staatsräson = Staatsvernunft, auf Machiavellis Lehre von der Politik zurückgehender Grundsatz für das staatliche Handeln. Die Lehrer von der Staatsräson behaupten, dass sich auf Aufbau und Aufrechterhaltung des politischen Gemeinwesens gerichtetes politisches Handeln ausschließlich an den in der historisch konkreten Lage gegebenen Bedingungen für eine erfolgreiche Machtbehauptung und – erweiterung zu orientieren habe. Von der Voraussetzung ausgehend, dass Tugend und Moralität erst innerhalb einer durch den Staat gesicherten Ordnung möglich sind, gelten diejenigen Mittel als die besten, die den größten Erfolg versprechen. (Nach Herder Lexikon Politik)

So sprach Niccolò Machiavelli
Wenn ich alle Dinge richtig betrachte, so komme ich zur Überzeugung, dass in den Fällen dringender Gefahr Freistaaten beständiger sind als Alleinherrscher.

Wer sich mit einem halben Sieg begnügt, handelt allzeit klug; denn immer verliert, wer einen Sieg bis zur Vernichtung des Gegners anstrebt.

Starke Menschen bleiben ihrer Natur treu, mögen sie auch in schlechte Lebenslagen geraten, ihr Charakter bleibt fest, und ihr Sinn wird niemals schwankend. Über diese Menschen kann nichts Gewalt bekommen.

Es gibt nicht Klügeres im menschlichen Leben, als wenn man darauf verzichtet, zu drohen und mit Worten zu beleidigen.

Denn weder das eine noch das andere entzieht dem Feind die Kraft. Drohungen aber machen ihn vorsichtig, und Beleidigungen steigern seinen Hass.

Starke Staaten und ausgezeichnete Männer bewahren in allen Wechselfällen des Schicksals die gleiche Gesinnung und die gleiche Würde.

Ein Mensch, der überall nur das Gute will, muss inmitten von so vielen anderen, die das Schlechte tun, notwendigerweise zugrunde gehen.

Was die Klugheit und Beständigkeit anbelangt, so behaupte ich, dass das Volk klüger ist und ein richtigeres Urteil hat als ein Alleinherrscher. Nicht ohne Grund vergleicht man die Stimme des Volkes mit der Stimme Gottes.

Regieren ist glauben machen.

Nichts verschafft einem Fürsten so hohe Ehre wie große Unternehmungen und seltene Beweise hohen Muts.

Machiavelli ist am 3.5.1469 in Florenz geboren und dort am 22.6.1527 gestorben. Sein Metier war eigentlich der diplomatische Dienst. Die einzige Legitimation der Politik besteht nach Machiavelli in der Zweckgerichtetheit und im Erfolg.




Café DenkMal Philosophisches Café am 3. November 2023      Thema: Die Sehnsucht nach dem Guten oder retten uns Utopien?

Utopie, von griechisch ou = nicht und topos = Ort, also das Nirgendsland. Es ist angelehnt an den Titel des Romans von Thomas More „Über die beste Staatsform und die neue Insel Utopia“. Der als mangelhaft empfundenen gesellschaftlichen und staatlichen Wirklichkeit wird ein idealer, (bisher) nicht verwirklichter Zustand gegenübergestellt. In diesem Sinne kann auch Platos „Politeia“ als eine Utopie verstanden werden. Doch erst in der Renaissance entstehen einige utopische Schriften, wie die von T. More, T. Campanella und Fr. Bacon. Auch zur Zeit der Aufklärung entstanden zahlreiche utopische Schriften, in denen Gerechtigkeit, Freiheit, Gleichheit und Frieden mit sozialem Wohlergehen verbunden sind. Die Sozialutopien der Frühsozialisten im 19. Jahrhundert kritisierten Marx und Engels als zu unkonkret in den Entwicklungsschritten, es würde lediglich ein theoretischer Idealzustand beschrieben, daher bedürfe es der Analyse, um fundierte Aussagen über zukünftige Entwicklungen machen zu können. Die Erschütterung des Fortschrittglaubens im 20. Jahrhundert brachte dann Anti-Utopien und im 21. Jahrhundert Dystopien hervor. Ernst Bloch hat dagegen das Prinzip Hoffnung entworfen, das utopische Denken also zu einer anthropologischen Grundbedingung des Menschseins beschrieben. Gegen das Modell von Ernst Bloch stellt Hans Jonas das Prinzip Verantwortung. Die Bewahrung der Lebensmöglichkeiten muss vor dem Fortschritt um jeden Preis stehen. (nach Regenbogen / Meyer, Wörterbuch der philosophischen Grundbegriffe)


Sehnsucht ist bei Jacob Böhme die Wirkungskraft (der Natur). Die ganze Natur beruhe auf dem Prinzip des „Sehnens“, ein ebenso dynamischer wie schöpferischer Mechanismus. Böhme spricht vom „Sehnen der Finsternis nach dem Licht und der Kraft Gottes“, durch das die Welt aus der Dunkelheit geschaffen sei. Für Immanuel Kant ist die Sehnsucht nur der „leere Wunsch“, „die Zeit zwischen dem Begehren und Erwerben des Begehrten vernichten zu können“. Der Deutsche Idealismus betrachtet die Sehnsucht in der Regel im religionsphilosophischen Zusammenhang. So ist sie für Friedrich Schleiermacher der Ursprung aller Religion, da sie die Frage nach dem „Sinn für die Welt“ aufwerfe. Dem Menschen mit seiner religiösen Anlage eigne die Sehnsucht „nach dem Wunderbaren und Übernatürlichen“. Fichte und Schelling fassen die Sehnsucht als eine schöpferische Kraft auf. So bezeichnet Fichte sie an einer Stelle als einen „Trieb, mit dem Unvergänglichen vereinigt zu werden und zu verschmelzen“; sie sei der Grund des Daseins, das erst durch sie zum wahrhaftigen Leben komme.“ Hegel von einem „unglücklichen Bewusstsein“, nur im Anderen seiner selbst kommt der Geist letztlich zu sich, wird absoluter Geist. In der vom christlichen Glauben beeinflussten Kultur liegt dieses in der Sehnsucht nach dem Paradies. Diese Erkenntnis, deren Symbol die Kreuzigung Christi ist, macht dieses Bewusstsein unglücklich. Die Romantiker erblickten in der Unbestimmtheit der Sehnsucht eine metaphysische Entsprechung der eigenen poetischen Arbeit, die eher Suche als Finden, Streben als Erfüllung war. Einige Schriftsteller und Philosophen beziehen sich in ihrem Werk auf das metaphysische Konzept Jakob Böhmes und deuten es platonisch weiter. So sucht Friedrich Schlegel das endliche Bewusstsein aus dem Unendlichen abzuleiten und betrachtet dieses in seiner höchsten Form als „reines Streben“, das auch Erinnerung einschließe. Durch Sehnsucht und Erinnerung hebe die Seele sich zum „Göttlichen empor“. Alles geistig Schöne und Große gehe aus Sehnsucht hervor, selbst die Philosophie könne als Lehre oder Wissenschaft der Sehnsucht aufgefasst werden. Sigmund Freud geht in der Triebtheorie davon aus, dass die Triebe eher konservativer Natur sind. Das bedeutet, dass sie den bestehenden Zustand nicht nur erhalten wollen, sondern auch tendenziell zur Rückkehr in einen früheren Zustand führen. Die Triebe sind, seiner Meinung nach, nie „Objekte des Bewußtseins“, sondern sie können nur in der Vorstellung bestehen. Sie treten aber durch Affekte zum Vorschein. Wenn man sich die Relation zwischen Trieben und Gefühlen vor Augen führt, ergibt sich der Gedanke, dass nicht nur die Triebe als konservativ gelten, sondern auch die aus ihnen resultierenden Gefühle einen eher erhaltenden Charakter haben. Deutlich wird dieses bei dem Gefühl der Sehnsucht, die häufig auf Erlebtes, Vergangenes zielt. Die Betroffenen empfinden den Zustand, in dem sie sich jetzt befinden, als schwieriger als den, nach dem sie sich sehnen. (nach wikipedia)     





Café DenkMal Philosophisches Café am 6. Oktober 2023      
Thema: Besonnenheit – eine Tugend? 

Besonnenheit gehört seit Platon neben Weisheit, Tapferkeit und Gerechtigkeit zu den Kardinaltugenden. Einmal bedeutet Besonnenheit maßvoll, enthaltsam. Zweitens gibt es die Bedeutung ‚von gesundem Menschenverstand‘. Als besonnenes Wesen fließt der Mensch nicht mehr wie ein bloßes Naturwesen mit dem Ganzen verbunden dahin, sondern er kann die Aufmerksamkeit auf etwas richten und sich ihrer bewusst sein. Ein Geschöpf, das nicht nur erkennt, will und wirkt, sondern dies auch weiß, ist besonnen. Weil Handeln nicht mehr bloßer Naturvorgang ist, legt Besonnenheit den Grund für sittliches Handeln. (nach Regenbogen, Meyer, Wörterbuch der philosophischen Begriffe)


Besonnenheit ist das Vermögen, im Abstandnehmen von spontanen Handlungsantrieben gedanklich bei einer Sache zu verweilen, das heißt, die Angelegenheit behutsam von allen Seiten zu betrachten, sie in der Überlegung hin und her zu rücken und dabei die Folgen möglichen Tuns zu überdenken. Entfalten kann sich Besonnenheit besonders gut im kontinuierlichen Austausch mit wohlmeinenden Anderen. ...Besonnenheit ist damit eine Form emotionaler Intelligenz, die von der heute angesagten erfolgstaktischen Indienstnahme der Gefühle Abstand nimmt. …Besonnenheit ist vor allem da angeraten, wo Beziehungen eingefahren und Vorurteilsstrukturen verfestigt sind, wo Fronten erstarrt und Menschen zu Gegnern oder gar Feinden geworden sind. …Besonnenheit auf der Basis von Selbst(er)kenntnis bildet somit eine Grundbedingung politischer Mündigkeit, denn sie macht uns weniger verführbar und lässt uns gleichzeitig aufgeschlossener werden. (Bennent-Vahle)


Besonnenheit ist letztlich die Kerntugend eines Lebens, mit dem ich mich immer wieder aufs Neue identifizieren kann. (Bennent-Vahle)

Besonnenheit bezeichnet mithin das stete Bemühen um das richtige Maß in allen Angelegenheiten. (Bennent-Vahle)

Der bessere Teil der Tapferkeit ist – Besonnenheit. (William Shakespeare)

Besonnenheit ist eine Tugend, die mit dem Alter wächst. (Franz Schmidberger)

Die Besonnenheit richtet sich nach dem geistigen Reichtum des Menschen. (Jean Paul)

Der Ängstliche besinnt sich so lange, bis seine Besonnenheit keinen Sinn mehr besitzt. (André Brie)

Besonnenheit ist eine wichtige Bedingung dafür, Glück erfahren zu können. (Bennent-Vahle)
   
Literatur: Heidemarie Bennent-Vahle, 2020. Besonnenheit – eine politische Tugend. Zur ethischen Relevanz des Fühlens. Freiburg München: Karl Alber.  



 Café DenkMal Philosophisches Café am 01. September 2023
Thema: Verantwortung in Gesellschaft    

Verantwortung, das Aufsichnehmen der Folgen des eigenen Tuns, zu dem der Mensch als frei handelnde Person sich innerlich verpflichtet fühlt, da er sie selbst, seinem eigenen Willensentschluss zurechnen muss. Weil Menschsein Mitmenschsein ist, kann Verantwortung eine soziale und kollektive Angelegenheit sein. Den Versuch einer Ethik globaler Mitverantwortung hat Hans Jonas unternommen, indem er einen absoluten Vorrang des Seins vor dem Nichts dadurch zu bestimmen versucht, „dass mit der bloßen Zusprechbarkeit von Wert an Seiendes …der Vorrang des Seins über das Nichts …bereits entschieden“ sei. Als Imperativ, der auf diesen Typ des menschlichen Handelns passt, formuliert Jonas: „Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlung verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden.“ (H. Jonas, Prinzip Verantwortung) (nach Regenbogen, Meyer, Wörterbuch der philosophischen Begriffe)

Gesellschaft, ursprünglich alle Formen des gesellschaftlichen Zusammenlebens umfassend, heute im Unterschied zur Kleingruppe die Form des menschlichen Miteinanders, die allein durch Rechtsverhältnisse bestimmt ist. (nach Regenbogen, Meyer, Wörterbuch der philosophischen Begriffe)  

Hans Jonas, „Nicht mehr Lust des Erkennens, sondern Furcht vor dem Kommenden oder Furcht um den Menschen wird da zum Hauptmotiv des Denkens, und selbst dieses stellt sich dar als ein Akt eben der Verantwortung, deren Begriff in ihr erarbeitet und mittelbar wird.“ Eine solche Ethik des technischen Zeitalters sieht Jonas nicht eingelöst in kurzatmigen Aktionen gegen Atomkraftwerke und Überrüstung; er betrachtet es vielmehr als die Daueraufgabe des Philosophen, die in alle Poren des Alltags eindringende „technologische Selbstbedrohung“ zum Motiv eines neuen kategorischen Imperativs mit dem Tenor „Bescheide dich selbst!“ zu machen. (s. Lutz (Hrsg.) Metzler Philosophen-Lexikon)  

Eine Menge ist noch keine Gesellschaft. (Francis Bacon) 

Zeit ist Leben, und Leben ist Verantwortung, und Verantwortung bestimmt eure Zeit. (Augustinus) 
 
Mehr Beteiligung und Übernahme von Verantwortung reduzieren den Verdruss. (Rita  Süssmuth)
  
Eine Aktiengesellschaft ist eine raffinierte Einrichtung zur persönlichen Bereicherung ohne persönliche Verantwortung. (Ambrose Bierce) 

Wer Politik überhaupt und wer vollends Politik als Beruf betreiben will, hat sich jener ethischen Paradoxien und seiner Verantwortung für das, was aus ihm selbst unter ihrem Druck werden kann, bewusst zu sein. Er lässt sich …mit den diabolischen Mächten ein, die in jeder Gewaltsamkeit lauern. (Max Weber)

Mit der Gesellschaft zu leben – welche Qual! Aber außerhalb der Gesellschaft zu leben – welche Katastrophe! (Oscar Wilde)  

Der Standpunkt des alten Materialismus ist die ‚bürgerliche‘ Gesellschaft; der Standpunkt des neuen die menschliche Gesellschaft, oder die vergesellschaftete Menschheit. (Karl Marx)      


Café DenkMal! Philosophisches Café am 4. August 2023Thema: Wo wird Philosophie politisch konkret?

In der moralischen wie in der politischen Welt den Punkt zu erkennen, wo die Freiheit aufhört und ihr Übermaß anfängt, wo die Macht aufhört und die Willkür beginnt, oder zu lernen, wo der Mut in Tollkühnheit ausartet, die Zärtlichkeit in Schwäche und die Liebe zum Guten in Narrheit; das heißt zweifellos den vollständigsten Kursus der Philosophie durchmachen. (Napoleon III)  


Die Philosophie entdeckt die Tugenden, die der Moral und Politik nützen. Beredsamkeit macht sie populär, Poesie sprichwörtlich. (Nicolas Chamfort) 


Echte Philosophie verkauft sich nicht an die Politik. (Raymond Walden)


Café DenkMal Philosophisches Café am 7. Juli 2023
Thema: Krimis als Illusion von Gerechtigkeit, Problemlösung und Selbstrettung  

Kriminalgeschichten, Kriminalromane und -novellen, die die Planung eines Verbrechens, seine Ausführung und Aufklärung zum Thema haben, fasst man als Kriminalroman zusammen. Der Akzent liegt auf der durch die Handlungsführung hervorgerufenen Spannung. Vorstufen der Kriminalromane sind der Schelmenroman des 17. Jahrhunderts und die Räuberromane. Bedeutsame Gestaltungen erfuhr dieses Genre bei Schiller, Kleist, E. T. A. Hoffmann, Fontane, Raabe, Hauptmann, Döblin, R. Huch u. v. a. Ein Großteil der Kriminalromane ist jedoch der Trivialliteratur zuzurechnen. Von den Kriminalromanen unterschieden werden mitunter Detektivgeschichten, die sich mehr auf die Aufdeckung der Tat konzentrieren und somit den Detektiv in den Mittelpunkt des Interesses stellen. Berühmte Autoren sind Poe, Doyle, Wallace, Christie, Chesteron, Simenon. (nach D. Krywalski, Knaurs Lexikon der Weltliteratur)

Krimi: Wir verurteilen die reale Gewalt, aber genießen die fiktive. (Ernst Reinhardt)

Im Krimi werden Täter gefasst, die es in Wirklichkeit nicht gibt; während die wirklichen Täter frei herumlaufen. (Walter Ludin)

Krimis, in denen das Gute siegt, verderben die Jugend für die Realität. (Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger)

Café DenkMal Philosophisches Café am 2. Juni 2023     
Thema: Tradition zwischen Auflösung und Kapitalismus

Tradition, vom lateinischen traditio = Überlieferung, Übertragung. Das Wort ist in die deutsche Sprache im Zuge der Reformation aufgenommen worden zur Kennzeichnung der im katholischen Glauben neben der Offenbarung der Heiligen Schrift stehenden Überlieferung der kirchlichen Autoritäten. Tradition meint Weitergabe der Sitten, Normen und Bräuche von Generation zu Generation, die sowohl schriftliche als auch mündliche Überlieferung eines kanonischen, aus der Autorität eines Ursprungs oder einer Offenbarung begründeten kulturellen Ganzen. Erst im Bruch mit der Verbindlichkeit und Autorität einer einheitlichen Tradition entsteht ein moderner, reflexiver Traditionsbegriff: das in der Moderne aus der vorgegebenen Tradition entlassene Subjekt kann jetzt frei entscheiden, in welche der heterogenen, koexistierenden Traditionen es sich stellt. Das Denken einer autonomen Vernunft führt den Prozess der Traditionskritik mit sich: dies zeigt sich im cartesischen Zweifel ebenso wie in der baconschen Idolenlehre und stellt bis zu Immanuel Kant einen sich durchhaltenden Topos der Aufklärungsphilosophie dar. In einer Welt, die objektiv längst mit unreflektierten Traditionen gebrochen hat, lässt sich das Bewusstsein für die Aktualität der Überlieferung nur in der denkenden Vermittlung der Vergangenheit mit den philosophischen Anliegen der Gegenwart erhalten. (nach Regenbogen, Meyer, Wörterbuch der philosophischen Begriffe)

Kapitalismus, Wirtschaftssystem, das sich auf der Grundlage des Privateigentums und der Privatproduktion entwickelte, in dem die Rente des investierten Kapitals die ausschlagende Rolle spielt. Nicht nur alle privatwirtschaftlichen Formen des Waren- und Kapitalverkehrs sind vom Verwertungsprinzip beherrscht, sondern auch viele ursprünglich nicht ökonomisch bestimmte Lebensbereiche sowie auch Wünsche, Denkweisen und die Lebensführung der Individuen. So erweiterte sich der Begriff Kapitalismus, ursprünglich nur Name für eine Wirtschaftsform, zu einer Bezeichnung für eine Gesellschafts- und Lebensform. (nach Regenbogen, Meyer, Wörterbuch der philosophischen Begriffe)  

Zur audiovisuelle Medialität hingegen gehört die permanente ruckartige Unterbrechung. Telefonklingeln und Bildschnitt sind ihre Wahrzeichen. Sie sind tief in den Alltag eingedrungen, geben tatsächlich den Takt des sozialen Lebens an und haben die Wahrnehmung regelrecht formatiert. (Christoph Türcke)

 Wenn eine Gesellschaft gezwungen ist, sich permanent zu steigern, sich voranzutreiben, aber den Sinn der Vorwärtsbewegung verliert, dann ist sie in einer Krisensituation. (Hartmut Rosa)

Gerade der moderne Konformismus des Denkens ist eine Konsequenz der Entmythologisierung, der Entzauberung der Welt – also eine Nebenwirkung der Aufklärung. (Norbert Bolz)

Denn es ist wahr, dass die Moderne mit vielen Traditionen gebrochen hat, es nicht mehr erlaubt, sich einfach an den Standards der Vergangenheit zu orientieren und die Geschichte als Lehrmeisterin des Lebens zu verstehen. Man kann es auch so sagen: Die Moderne glaubt, aus der Geschichte gelernt zu haben, dass man aus der Geschichte nichts lernen kann. (Norbert Bolz)

Fundamentalistisch ist die Tradition, die die Selbstreflexion verweigert. Damit lässt sich auch der Gegensatz von Traditionalismus und Traditionsbewusstsein klar bestimmen. Im Gegensatz zum Traditionsbewusstsein des Konservativen ist der Traditionalismus eine fundamentalistische Reaktion auf den Traditionsverlust. (Norbert Bolz)



Café DenkMal Philosophisches Café am 05. Mai 2023

Thema: Zugehörigkeit und Identität  


Identität, von lateinisch idem = derselbe, dasselbe. In der Logik eine in der Regel durch >=<. symbolisierte Beziehung, in der jeder Gegenstand zu sich selbst und nur zu sich selbst steht. Den Grundsatz, dass jedes Individuum mit sich selbst identisch ist, bezeichnet man als principium identitatis. Ferner setzt man allgemein voraus, dass das Prinzip der Ununterscheidbarkeit des Identischen gilt, nach dem einem Ding x dieselben Eigenschaften zukommen wie einem Ding y, wenn x und y identisch sind. (nach Regenbogen, Meyer, Wörterbuch philosophischer Begriffe)
Identität. Im strengen Sinn die Gleichheit von Erscheinungen oder wenigstens das ihnen Gemeinsame. Es muss stets klar sein, was mit was identisch ist. Im Identitätserleben wird die Gleichheit von Gegenständen und Bewusstseinsinhalten im Zeitverlauf konstatiert oder das Selbst des Subjekts in seiner Kontinuität erfasst. Im übertragen Sinn Sympathie, Anteilnahme, Nachahmung bezüglich Person oder Gruppe. (Arnold, Eysenck, Meili, Lexikon der Psychologie)

Identitätsphilosophie ist die von Fr. W. J. Schelling in der Vorerinnerung zur Darstellung seines Systems der Philosophie gebrauchter Ausdruck zur Bezeichnung einer Metaphysik, in der Subjekt und Objekt, Denken und Sein, Geist und Stoff nur verschiedene Seiten oder Erscheinungsformen einer einzigen Wirklichkeit und im Wesen identisch sind oder in einem letzten Urgrund der Dinge, einem Unbedingten oder Absoluten zusammenfallen. Diese Identitätsphilosophie sucht Schelling später durch seine positive Philosophie zu ergänzen. (nach Regenbogen, Meyer, Wörterbuch philosophischer Begriffe)    

Nichts ist schwerer zu bezeichnen als die Merkmale, die uns von der Identität einer Person überzeugen. Jedermann kennt seinen Nachbar, und doch könnte man in den wenigsten Fällen den Grund anführen, warum man in dem Manne seinen Nachbarn erkennt. (Edgar Allan Poe)  

Die Abhängigkeit des Menschen von den Menschen besteht, und sie zwingt unsern Instinkt in soziale Empfindungen. Sozial empfinden heißt somit, sich der Zugehörigkeit zur Gemeinschaft der Menschen bewusst sein; sozial handeln heißt im Geiste der Gemeinschaft wirken. (Erich Mühsam) 

Kommt sie nicht aus der Geburt, so muss der einzelne in die Gemeinschaft nach bestimmtem Zeremoniell aufgenommen sein. Es soll dadurch die Person sozusagen mit Haut und Haaren, existentiell, nicht nur auf Treu und Glauben, in die Bindung eines überpersönlichen Lebens übergehen. …Alle zeremoniösen Veranstaltungen der Einweihung und Aufnahme, alle Zeichen der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft bedeuten letztlich die Aufhebung der Intimsphäre der Person, wenn nicht affektiv wie im Verband biologischer Blutsverwandtschaft, so doch geistig, ideell und symbolisch. …Aber im Zugehörigkeitsgefühl ist Gemeinschaft noch nicht beschlossen, es bedarf echter Liebe zwischen ihren Gliedern, um sie in Wirklichkeit aufzubauen. Darum schließen sich echte Gemeinschaften stets um eine verehrte Person, in der alle Liebesstrahlen am leichtesten vereint und abstoßende Kräfte zwischen den Gliedern ausgeglichen werden. …In dem Maße aber, als wir für andere zu sorgen haben, fangen wir an, nach dem Prinzip der größten Sicherheit vorzugehen, weil die ewige Drohung des die anderen unverschuldet treffenden Schadens über jeder Entscheidung schwebt. (Helmuth Plessner, Grenzen der Gemeinschaft)  



Café DenkMal Philosophisches Café am 07. April 2023
Thema: Reife: Initiationsriten als Stufen zum Erwachsensein    


Reife, Zustand der Vollendung und Festigung der somatischen, psychischen und geistigen Differenzierung und Integrierung, sowie das Bereitsein zur Erfüllung der dem einzelnen Menschen gestellten Aufgaben und zur Bewältigung der Lebensanforderungen. Das Erreichen bestimmter Reifegrade wurde von den Menschen aller bisher bekannten Kulturen stets besonders gekennzeichnet (Ritterschlag, Mensur, Firmung, Konfirmation etc.). Soziale Organismen haben auf Grund von Erfahrungen immer bestimmte Reifegrade mit festen Lebensaltern verbunden, zum Teil jedoch auch willkürlich festgelegt. Bei der menschlichen Entwicklung müssen autonome Reifungen und exogene Erziehung beziehungsweise Lernvorgänge harmonisch ineinanderwirken. (nach Arnold, Eysenck, Meili, Lexikon der Psychologie) 


Initiationsriten, in der Ethnologie werden damit Riten bezeichnet, durch die die Aufnahme der Jugend in die Gemeinschaft der Erwachsenen vollzogen wird. Initiationsriten betonen die Zäsur zwischen Kindheit und Erwachsenenperiode und schaffen zugleich den Übergang. Die Initiationsriten sollen den Initianten von der bisherigen Lebenssphäre lösen und in die neue Sphäre einführen. Die Vermittlung von Sachwissen und bestimmten Fertigkeiten, Mut- und Selbstbeherrschungsproben dienen dazu, den jugendlichen Stammesgenossen auf seine Eignung für den Erwachsenenstatus zu prüfen und ihn zugleich auf die damit verbundenen Rechte und Pflichten vorzubereiten. (nach Arnold, Eysenck, Meili, Lexikon der Psychologie)  

Erwachsenheit. Diese Haltung bedeutet, manche Unannehmlichkeiten oder Übel ebenso als notwendige Begleiterscheinungen des Lebens zu erkennen wie die eigenen Möglichkeiten, sie zu ertragen oder zu überwinden. (Robert Pfaller)  

Erwachsenheit im Sprechen bedeutet zunächst, solche Doppelbödigkeiten wahrnehmen zu können; nicht kindlich auf dem (gut) Gemeinten zu beharren, sondern Abstand zu sich zu gewinnen und das, was andere tatsächlich verstanden haben, ebenso zu berücksichtigen wie auch das, was Erwachsene hätten verstehen können. (Robert Pfaller)  

Denn Gleichheit setzt Erwachsenheit voraus: die Fähigkeit, vom Privaten und Persönlichen abzusehen und nur das öffentlich Relevante zu behandeln. Dagegen ist die Unterwerfung des öffentlichen Raumes unter die Kriterien persönlicher Empfindlichkeit – die Fähigkeit, sich verletzt zu fühlen, und den Zwang, dies sofort kundzutun – die stärkste Ressource zum Abbau von bürgerlicher Teilhabe und Politikfähigkeit. (Robert Pfaller)  

Reife ist, wenn man das Vollkommene nicht im Ungewöhnlichen, sondern im Alltäglichen sucht. (Hugo von Hofmannsthal) 

 Reife des Mannes: das heißt den Ernst wiedergefunden haben, den man als Kind hatte, beim Spiel. (Friedrich Nietzsche)  

Wenn man die Geschichte nicht kennt, bleibt man auf immer ein Kind, das nie erwachsen wird! (Cicero)



Café DenkMal! Philosophisches Café am 03. März 2023
Thema: Führen und Geführtwerden 


Führer ist die im Laufe der Gruppenbildung differenzierte Rolle, die mit Erwartungen der Leitung, Kontrolle und Modifikation der Aktivitäten der übrigen Gruppenmitglieder in Richtung auf das Erreichen der Gruppenziele verknüpft ist. Versuche, ein überdauerndes Syndrom von Persönlichkeitsmerkmalen zu finden, das den Führer oder Leiter unabhängig von den Charakteristika der Geführten beschreiben soll, schlugen fehl. Attribute für Gruppen-Führer sind jene, die es einer Person in einer bestimmten Situation möglich machen, in besonderem Maße zur Zufriedenheit der Gruppenmitglieder und zum Erreichen des gemeinsamen Ziels der Gruppe beizutragen. Allgemein ist festzustellen, dass der Rang eines Individuums innerhalb der Gruppe umso höher ist, je mehr sich dieses Individuum mit den Normen und Zielen dieser Gruppe identifiziert. (nach Arnold, Eysenck, Meili, Lexikon der Psychologie)  

Macht bedeutet in den Sozialwissenschaften eine Über- oder Unterordnung zwischen Personen, Gruppen, Staaten oder Organisationen. Im Unterschied zur Autorität oder Herrschaft ist Macht nicht auf die Anerkennung der von ihr Betroffenen angewiesen. In der Soziologie ist Macht im engeren Sinne die Bezeichnung für ein soziales Verhalten oder einen Status, in dem bestimmte Personen die Chance haben, „innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen“ (M. Weber). Während Herrschaft in einer Machtbeziehung ausschließlich den zur Entscheidung Befugten zusteht, kann Macht auch von den in einem Abhängigkeitsverhältnis Unterlegenen wahrgenommen werden (z. B. Streik, Gehorsamsverweigerung, etc.). (nach Regenbogen, Meyer, Wörterbuch der philosophischen Begriffe)  

Gehorsam ist das Sicheinfügen des Willens in den gebietenden Willen einer Autorität. Der Gehorsame schließt sich der Entscheidung des autoritativen Willens an, verzichtet auf eine eigene hinsichtlich des Inhalts und verwirklicht jenen in seiner Tat. Sein Willensakt gleicht sich der Autorität derart an, dass das autoritativ Bestimmte freiwillig übernommen und zum initiativen Bewegungsprinzip für den gehorchenden Willen wird, der so das zu Ende führt, was der autoritative Wille begonnen hat. Der Inhalt des Gebotes kommt an sich aus der Vernunft, die auf das Zielgut, das Gemeinwohl, hinordnet und dadurch gesetzgebend wird. Ziel des Gehorsams ist es, den Gehorchenden dem autoritativen Willen so anzugleichen, dass er gewinnt, was er aus sich nicht hat, nämlich den Anteil an der Autorität, die das Singuläre im Hinblick auf das Ganze zu gestalten hat. Danach bestimmt sich auch die Grenze des Gehorsams. Soweit die Autorität Konkretes ordnet im Hinblick auf das Gemeinwohl, so weit reicht ihre legitime Vollmacht zum Befehlen. Maßt sie sich etwas anderes an, dann wird der Gehorsam zur unsittlichen Knechtschaft, denn der Gehorchende bleibt ex iustitia legali dem Gemeinwohl verpflichtet und hat dann um dessentwillen das Ansinnen auf Gehorsam zurückzuweisen. (nach LThK)  

So kannst du einsehn, dass nur schlechte Führung der Grund ist, der die Welt verkommen lässt, und nicht Entartung euerer Natur (Dante) 

 Der Pöbel! – der Führer ist’s, der sie zu Rittern macht. Nimm ihm den Führer, und er wird, was er war. (Richard Wagner)  

Schrecklich ist die Volksmasse, wenn sie schlimme Führer hat. (Euripides) 

Es ist niemals in der Welt so gekommen, wie die Propheten und Führer meinten und wollten; aber ohne die Propheten und Führer wäre es überhaupt nicht >gekommen<.. (Georg Simmel) 


Ich muss ihnen folgen, ich bin ihr Führer. (Alexandre Auguste Ledru-Rollin)  

Das sind die besten Führer, von denen – wenn sie ihre Aufgabe vollendet haben – alle Menschen sagen: „Wir haben es selbst getan.“ (Laotse)  

Ein Hauptzug aller Pädagogik: unbemerkt führen. (Christian Morgenstern)   

 
Café DenkMal! Philosophisches Café am 03. Februar 2023
Thema: Verlust, Veränderung oder Gewinn    

Der unbekannte Verlust ist überhaupt kein Verlust. (Seneca) 

Einerseits schließt der Verlust den Gewinn mit ein; andererseits schließt der Gewinn den Verlust mit ein. (Laotse)  

Der Gewinn anderer wird fast wie ein eigener Verlust empfunden. (Wilhelm Busch)  

Die Erkenntnis wird nur durch den Verlust der Unschuld des Lebens erkauft. (Ludwig Feuerbach)  

Jeder Verlust ist für ein Glück zu achten, der höhere Gewinne zuwege bringt. (Jacob Grimm)  

Bei dem größten Verlust müssen wir uns sogleich umherschauen, was uns zu erhalten und zu leisten übrig bleibt. (Johann Wolfgang von Goethe)  

Eine Illusion verlieren, heißt um eine Wahrheit reicher zu werden. Doch wer den Verlust beklagt, ist auch des Gewinnes nicht wert gewesen. (Arthur Schnitzler)  

Gelassenheit im Verzicht ist eine Vorübung im Schenken und Mitteilen. Wer sich vor einem Verlust nicht fürchtet, der ist auch nicht verdrießlich beim Geben. (Tertullian) 

Es gibt Verluste, welche der Seele eine Erhabenheit mitteilen, bei der sie sich des Jammerns enthält und sich wie unter hohen schwarzen Zypressen schweigend ergeht. (Friedrich Nietzsche)  

Alles ist von Natur zur Umwandlung, zur Veränderung und zum Untergang bestimmt, damit anderes an seine Stelle rücke. (Marc Aurel)  

Für Wunder muss man beten, für Veränderungen muss man arbeiten. (Thomas von Aquin) 

Durch Veränderungen formt sich ein starker Charakter, ein schwacher durch die Stabilität. (Jean Paul)  

Gewinn macht den Menschen mutig. (William Shakespeare)  

Gewinn, der Ehre kostet, ist Verlust. (Publilius Syrus)  

Der größte Gewinn kommt aus den schwierigsten Lebensabschnitten. (Dalai Lama) 

Dem, der alles zu verlieren vermag, wird alles Gewinn. (Stefan Zweig)  

Große Männer nennen Schande das Verlieren, nicht aber den Gewinn durch Trug. (Niccoló Machiavelli)  

Der Augenblick, welcher dem Menschen seinen Gewinn zeigt, lehrt ihn auch seinen Verlust am deutlichsten erkennen. (Wilhelm Raabe)    




Café DenkMal! Philosophisches Café am 06. Januar 2023 

Thema: Schauspiel: Spiel und Erwachsensein

Tragisch, wenn das Leben zum Schauspiel verkümmert. (Raymond Walden)

Wir bieten, einer dem anderen, ein genügend interessantes Schauspiel. (Epikur von Samos)

Im Herzen der Menschen lebt das Schauspiel der Natur, um es zu sehen, muss man es fühlen. (Jean-Jacques Rousseau)

Selbst das eigene Leben ist nur ein Schauspiel. Jeder muss seine Rolle gut spielen, gleichgültig, was für eine es ist. (Francisco de Quevedo)

Bist du echt? oder nur ein Schauspieler? ein Vertreter? oder das Vertretene selbst? – Zuletzt bist du gar bloß ein nachgemachter Schauspieler… (Friedrich Nietzsche)

Der Blick der Menschheit war bisher zu stumpft, zu erkennen, dass die mächtigsten Menschen große Schauspieler waren. (Friedrich Nietzsche)

Auf der Bühne darf der Schauspieler vergessen, dass er Zuschauer hat, in der Welt nicht. (Johann Jakob Mohr)

Wie die Schauspieler eine Maske aufsetzen, damit auf ihrer Stirne nicht die Scham erscheine, so betrete ich das Theater der Welt – maskiert. (René Descartes)

 b die Begegnungen durch Rituale zusammengehalten werden oder nicht, sie dienen als Kommunikationsbasis für ein zirkuläres Fließen des Gefühls zwischen den Teilnehmern, genauso wie als korrigierende Kompensation für abweichendes Verhalten. (Erving Goffmann)

Ein Berufsschauspieler unterscheidet sich von einem Kind in dem Grad der Ausdauer und Vollkommenheit, die er in der nachgeahmten Rolle zeigen muss. Berufsschauspieler und Kind sind sich jedoch darin ähnlich, dass sie sich nicht übermäßig bemühen, irgendein Publikum davon zu überzeugen, dass Darsteller und dargestellter Charakter ein und dasselbe sind, und dass sie beide gleich verlegen sind, falls diese fälschliche Annahme auftritt. (Erving Goffmann)

Es scheint, dass in Spielen und ähnlichen Tätigkeiten Markierungen vorgesehen werden müssen, die den Zustrom sozial bedeutsamer Dinge in die Begegnung bremsen, aber nicht verhindern. (Erving Goffmann)

Spielen ist eine Handlung, die sich selbst belohnt. (Norbert Bolz)

Die Welt des Spiels ist so stark begrenzt, dass man sie eigentlich nur von innen wahrnehmen kann. (Norbert Bolz)

Alle Spiele drehen sich um diese Freude an der erfolgreichen Handlung. (Norbert Bolz)

An die Stelle von Verständigung tritt die Richtigkeit des Vollzugs. (Norbert Bolz)

 Denn wie in der Liebe werde ich im Spiel gerade durch Bindung frei. (Norbert Bolz)

Narzissten wünschen sich immer eine gute Rolle, anstatt dem Hinweis des Stoikers Epiktet zu folgen, wonach es vielmehr darauf ankommt, sie gut zu spielen. (Robert Pfaller)

Literatur:
Norbert Bolz. Wer nicht spielt, ist krank.
Erving Goffmann. Interaktion: Spaß am Spiel / Rollendistanz.
Robert Pfaller. Erwachsenensprache.