Café DenkMal Philosophisches Café am 03.
Mai 2024 Thema: Durch Enttäuschung, Schmerz und
Angst aus dem Selbstverfangensein zur Identität Identität, zu
lateinisch idem = derselbe. Den Grundsatz, dass jedes Individuum mit sich
selbst identisch ist, bezeichnet man als principium identitatis. Im strengen
Sinn die Gleichheit von Erscheinungen oder wenigstens das ihnen Gemeinsame. Es
muss stets klar sein, was mit was identisch ist. Im Identitätslerleben wird die
Gleichheit von Gegenständen und Bewusstseinsinhalten im Zeitverlauf konstatiert
oder das Selbst des Subjekts in Kontinuität erfasst (sonst krankhafter Zerfall
der Identität). (nach Arnold, Eysenck, Meili, Lexikon der Psychologie)
Angst wird als das
Gefühl der Enge, des Bedrohtseins verstanden, wobei jedoch weniger das Wovor,
das Objekt, das die Gefahr in sich birgt, gemeint ist, wie bei der Furcht. Das
Subjekt ist bei der Angst in seinem wesentlichen Sein selbst gefährdet. Sören
Kierkegaard will die Angst als die Möglichkeit der Freiheit vom Menschen selbst
produziert wissen. Martin Heidegger hat die Angst als Grundbefindlichkeit der
menschlichen Existenz verstanden. Wovor die Angst sich ängstet, ist das
In-der-Welt-Sein selbst. Heidegger fordert daher den Mut zur Angst. (nach Regenbogen,
Meyer, Wörterbuch der philosophischen Begriffe)
Schmerz bedeutet
im ursprünglichen leiblichen Sinn die durch die Erregung sensibler Nerven
hervorgerufene Empfindung, die sich von den Sinnesempfindungen dadurch
unterscheidet, dass sie nur auf den eigenen Körper bezogen wird und zumeist an
bestimmte Körperstellen gebunden ist. (nach Regenbogen, Meyer, Wörterbuch der
philosophischen Begriffe)
Selbst bezieht sich
auf eine Person, die sich theoretisch oder praktisch zum Gegenstand macht oder
auch auf die Selbstbeziehung des selbstreflektierenden Menschen. (nach Regenbogen,
Meyer, Wörterbuch der philosophischen Begriffe)
Man flieht nicht, weil man Angst hat, sondern hat Angst,
weil man flieht. (WilliamJames)
Hab keine Angst, dass das Leben einmal zu Ende geht. Hab
eher Angst, dass es nie richtig anfängt. (John Henry Newman)
Angst ist der Schwindel der Freiheit. (Sören Kierkegaard)
Je weniger Geist, desto weniger Angst. (Sören Kierkegaard)
Wer vor nichts Angst hat, wird durch die Gefahr überrascht.
(Konfuzius)
Und schließlich erfahren auch nur die keine Enttäuschung,
die überhaupt passiv sind. (Honoré de Balzac)
Der Schmerz ist Leben. (Friedrich von Schiller)
Schönheit bleibt, der Schmerz geht vorüber. (Auguste Renoir)
Wer sich entschließen kann, besiegt den Schmerz. (Johann
Wolfgang von Goethe)
Schmerz ist unsere einzige Verbindung zur Realität. (Joseph
Conrad)
Die Freude verallgemeinert, der Schmerz individualisiert den
Menschen. (Friedrich Hebbel)
Café DenkMal Philosophisches Café am 05.
April 2024 Thema: Die Lust an der Identität und
der eigenen Geschichte Identität,
zu lateinisch idem = derselbe. Den Grundsatz, dass jedes Individuum mit sich
selbst identisch ist, bezeichnet man als principium identitatis. Im strengen
Sinn die Gleichheit von Erscheinungen oder wenigstens das ihnen Gemeinsame. Es
muss stets klar sein, was mit was identisch ist. Im Identitätslerleben wird die
Gleichheit von Gegenständen und Bewusstseinsinhalten im Zeitverlauf konstatiert
oder das Selbst des Subjekts in Kontinuität erfasst (sonst krankhafter Zerfall
der Identität). (nach Arnold, Eysenck, Meili, Lexikon der Psychologie)
Geschichte,
mittelhochdeutsch geschiht, Ereignis,
Zufall, Folge der Ereignisse, von mittelhochdeutsch schehen, schnell daherfahren, rennen. 1. Das, was geschehen ist und
geschieht, auch das, was einem geschieht, widerfährt und begegnet ist, und was
man anderen widerfahren lässt. 2. Erzähltes Ereignis. Zu Beginn der Neuzeit
wachsen Geschichten als Geschehen, Begegnen und Tun und Geschichte als Wissen,
Erzählungen vom Geschehenden, Begegnenden und Getanen. (nach Regenbogen, Meyer,
Wörterbuch der philosophischen Begriffe)
Wollten wir auch nicht, wir empfänden
dennoch unsere Zusammengehörigkeit mit der gesamten Menschenwelt: es verbinden
uns Industrie, Handel, Kunst, Wissenschaft, und vor allem die Identität unserer
Lage, unseres Verhältnisses zur Welt. (Leo Tolstoi)
Nichts ist schwerer zu bezeichnen, als
die Merkmale, die uns von der Identitäteiner
Person überzeugen. Jedermann kennt seinen Nachbar, und doch könnte man in den
wenigsten Fällen den Grund anführen, warum man in dem Manne seinen Nachbar
erkennt. (Edgar Allen Poe)
Die Geschichte aller bisherigen
Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkämpfen. (Karl Marx)
Die Revolutionen sind die Lokomotiven
der Geschichte. (Karl Marx)
Die Geschichteeines Menschen ist sein Charakter. (Johann Wolfgang von Goethe)
Was der Mensch sei, sagt ihm die
Geschichte. (Wilhelm Dilthey)
Erst die innere Geschichte ist die wahre
Geschichte, aber diese kämpft mit dem, was das Lebensprinzip der Geschichte ist
– mit der Zeit; und kämpft man mit der Zeit, dann hat gerade das Zeitliche und
jeder kleine Moment seine große Realität. (Sören Kierkegaard)
Geschichte ist die Lüge, auf die man
sich geeinigt hat. (Napoleon Bonaparte)
Geschichte darf man weder beweinen
noch belachen – Geschichte muss man verstehen. (Baruch Spinoza)
Geschichte ist die Essenz unzähliger
Biografien. (Thomas Carlyle)
Unsere Sprache ist auch unsere
Geschichte. (Jacob Grimm)
Café DenkMal! Philosophisches Café am
1. März 2024 Thema: Sich selbst ertragen als Mensch
Wie reich muss
einer innerlich sein, um es ertragen zu können, ein armer Mensch zu sein! (Paul
Richard Luck)
Um die Leere in
seinem Dasein ertragen zu können, braucht der Mensch hin und wieder
Untergangsszenarien und Katastrophenängste. (Franz Friedrich Kovacs)
Menschen, die
nach Größe streben, sind gewöhnlich böse Menschen: es ist ihre einzige Art,
sich zu ertragen. (Friedrich Nietzsche)
Für einen starken
Menschen ist es oft sehr schwer, seine eigene Stärke zu ertragen. (Fjodor
Michailowitsch Dostojeswki)
Selig der Mensch,
der seinen Nächsten erträgt in seiner Schwäche, in allem, wo er selbst möchte
ertragen werden, so er in ähnlichem Fall wäre. (Franz von Assisi)
Gerade die
Menschen, die andre durch Verwöhnung zu Egoisten erzogen, wollen die Folgen
ihres Tuns am wenigsten ertragen und sind oft ihrer Opfer schärfste Richter.
(Helene Gräfin von Waldersee)
Was nun
andererseits die Menschen gesellig macht, ist ihre Unfähigkeit, die Einsamkeit,
und in dieser sich selbst, zu ertragen. Innere Leere und Überdruss sind es, von
denen sie sowohl in die Gesellschaft, wie in die Fremde und auf Reisen getrieben
werden. (Arthur Schopenhauer)
Es ist wirklich
unglaublich, wie nichtssagend und bedeutungsleer, von außen gesehn, und wie
dumpf und besinnungslos von innen empfunden, das Leben der allermeisten
Menschen dahinfließt. Es ist ein mattes Sehnen und Quälen, ein träumerisches
Taumeln durch die vier Lebensalter hindurch zum Tode, unter Begleitung einer
Reihe trivialer Gedanken. (Arthur Schopenhauer)
Dass uns der Anblick
der Tiere so sehr ergötzt, beruht hauptsächlich darauf, dass es uns freut,
unser eigenes Wesen so sehr vereinfacht vor uns zu sehen. (Arthur Schopenhauer)
Der Jammer des
Lebens geht schon genugsam aus der einfachen Betrachtung hervor, dass das Leben
der allermeisten Menschen nichts ist als ein beständiger Kampf um diese
Existenz selbst, mit der Gewissheit ihn zuletzt zu verlieren. (Arthur
Schopenhauer)
Eine Gesellschaft
Stachelschweine drängte sich, an einem kalten Wintertage, recht nahe zusammen,
um durch die gegenseitige Wärme, sich vor dem Erfrieren zu schützen. Jedoch
bald empfanden sie die gegenseitigen Stacheln; welches sie dann wieder voneinander
entfernte. Wann nun das Bedürfnis der Erwärmung sie wieder näher brachte,
wiederholte sich jenes zweite Übel; so dass sie zwischen beiden Leiden hin und
her geworfen wurden, bis sie eine mäßige Entfernung herausgefunden hatten, in
der sie es am besten aushalten konnten. – So treibt das Bedürfnis der
Gesellschaft, aus der Leere und Monotonie des eigenen Innern entsprungen, die
Menschen zueinander; aber ihre vielen widerwärtigen Eigenschaften und
unerträglichen Fehler stoßen sie wieder voneinander ab. Die mittlere Entfernung,
die sie endlich herausfinden, und bei welcher ein Beisammensein bestehn kann,
ist die Höflichkeit und feine Sitte. Dem, der sich nicht in dieser Entfernung
hält, ruft man in England zu: keep your distance! (Wahren Sie den Abstand!) – Vermöge
derselben wird zwar das Bedürfnis gegenseitiger Erwärmung nur unvollkommen
befriedigt, dafür aber der Stich der Stacheln nicht empfunden.- Wer jedoch viel
eigene, innere Wärme hat, bleibt lieber aus der Gesellschaft weg, um keine
Beschwerde zu geben, noch zu empfangen. (Arthur Schopenhauer)
Café DenkMal! Philosophisches Café am
2. Februar 2024Thema: Epoché und Hermeneutik (Gefühl
und Sachlichkeit)
epoché, vom griechischen Anhalten,
Ansichhalten. In der ursprünglichen Bedeutung im Gegensatz zum Dogma das
Zurückhalten des Urteils. Es war die Hauptforderung und das Kernstück bei den
Skeptikern. Die epoché kann zum Verzicht auf Wissenschaft überhaupt führen,
aber auch als Übung des Geistes aufgefasst werden. Heute ist es die Bezeichnung
für die skeptizistische These, dass aus der Einsicht in die prinzipielle
Unsicherheit menschlichen Wissens auf jeglichen Wahrheitsanspruch verzichtet
werden müsse. Bei Edmund Husserl bedeutet epoché ein Verfahren zur Deskription von Merkmalen von
Gegenständen, bei der von der Seinsvermeinung oder auch Seinssetzung, das heißt
der Unterstellung, dass jeweils dieser Gegenstand existiert, abgesehen wird, um
von sämtlichen Vormeinungen abstrahieren zu können und ihn dadurch in seiner
Idealität aus der Anschauungsgewissheit eidetisch beschreiben zu können. Der
Begriff epoché entspricht dem der phänomenologischen Reduktion. Er muss jedoch
noch von der eidetischen Reduktion in der idealen Anschauung und von der
transzendentalen Reduktion unterschieden werden, durch welche sich nur jeweils
ein Einzel-Ich zum uninteressierten Zuschauer seines reinen Bewusstseinslebens
setzen kann. (nach Regenbogen, Meyer, Wörterbuch der philosophischen Begriffe)
Hermeneutik ist die Lehre vom Auslegen und
Verstehen. Sie tritt in zwei Formen auf: als Sammlung von Anweisungen zur
richtigen Auslegung und Interpretation von Texten – und als philosophische
Grundlagenreflexion auf Strukturen und Bedingungen des Verstehens überhaupt. Im
17. / 18. Jahrhundert bilden sich auf theologischem und juristischen Gebiet
Regeln für die Auslegung autoritativer Texte heraus, Schleiermacher erweitert
diese Hermeneutik zur Kunstlehre des Verstehens. Der Text soll aus der
Einfühlung in den Autor sowie komparativ, also vergleichend zu grammatischen
und historischem Verstehen aus dem Ganzen seines Lebens- und Sinnzusammenhangs
verstanden werden. Die Wissenschaftstheorie stellt es den der kausal
erklärenden Methode in den Naturwissenschaften entgegen. Dilthey fordert, jeden
Einzelinhalt aus dem Ganzen des Lebens, das sich ihm objektivierte, im
nachfühlenden oder erlebenden Mitvollziehen zu verstehen. Nach Heidegger ist
Verstehen die Seinsweise des Menschen, nämlich entwerfende Selbstauslegung und
Eröffnung des Horizonts der Welt. Im Anschluss an Heidegger betont Gadamer die
Allgemeinheit des hermeneutischen Problems, dem sich auch die methodisch
exakten Wissenschaften nicht entziehen können, und die geschichtliche
Perspektive des Verstehens, in dem der jeweilige eigene, von der
Überlieferungsgeschichte getragene Verständnishorizont mit dem Horizont des
begegnenden geschichtlichen Einzelinhalts verschmilzt.
Im Verstehen wird
etwas als etwas erkannt, dies bedeutet in seinem Bezugsganzen. Damit bewegt
sich das Verstehen in einem Zirkel. Der Horizont des Gegenstands ist dem
Verstehen durch ein Vorverständnis erschlossen, das jedoch stets, wenn auch in
verschiedenem Grad, eingeschränkt bleibt. Wie ein echtes Gespräch sachgebunden
ist, so lebt auch das Verstehen aus der Offenbarkeit von Sein als Wahrheit und
transzendiert daher die Differenz von direkt Gewusstem und letztlich Gemeintem
seine geschichtliche Bedingtheit, ohne sie je abzustreifen. (nach Brugger /
Schöndorf, Philosophisches Wörterbuch)
Café DenkMal! Philosophisches Café am 5. Januar 2024Thema: Individuelle Wahrheit versus Ethik des
Gemeinwesens
Findet
die Wahrheit, denn die Wahrheit macht frei. (Albertus Magnus)
Es gibt
eine Menge Wahrheit, aber keine Wahrheit für die Menge. (Ulrich Engelbrecht)
Nichts
hält das Gemeinwesen besser zusammen als die Verlässlichkeit. (Cicero)
Das
Gemeinwesen als Quelle des Profits anzusehen, ist nicht nur schändlich, sondern
vielmehr verbrecherisch und ruchlos. (Cicero)
Durch
keine Sache aber können diejenigen, die dem Gemeinwesen vorstehen, leichter das
Wohlwollen der Menge gewinnen als durch Uneigennützigkeit und Selbstlosigkeit.
(Cicero)
Derjenige,
der das Gemeinwesen verwalten will, wird vor allen Dingen darauf sehen müssen,
dass ein jeder seinen Besitz behalte und von öffentlicher Seite keine
Schmälerung des Privatbesitzes geschehe. (Cicero)
Keine
Staatsform ist entstellter als jene, in der man die Reichsten für die Besten
hält. (Cicero)
Arbeite
nicht, als wärest du dabei unglücklich, oder um bewundert oder bemitleidet zu
werden; wolle vielmehr nur das eine, deine Kraft in Bewegung setzen oder
zurückhalten, so wie es das Gemeinwesen erheischt. (Marc Aurel)
Der
Unterschied zwischen Gehorsam und Fügsamkeit ist dem jüngeren Geschlecht völlig
abhanden gekommen. Gehorsam ziemt dem freien Mann und ist mit Recht von jeden
zu fordern, der einem Gemeinwesen angehört. Aber in der Fügsamkeit liegt keine
sittliche Stärke, sondern eine Schwäche. (Alfred Wilhelm Dove)
Im
Opferbringen für das Gemeinwesen liegt die erste Pflicht, aber auch die beste
Kapitalanlage, die ein Volk und jeder einzelne gute Volksgenosse machen kann.
(Adolph H. G. Wagner)
Haben wir
jedoch die Selbstsucht aufgegeben, so bleibt in uns einzig die Liebe zum
Gemeinwesen zurück. (Tommaso Campanella)
Gemeinwesen:
eine Verwaltungseinheit, die von einer unberechenbar großen Zahl folgerichtig
aktiver, jedoch nur zufällig leistungsfähiger politischer Parasiten betrieben
wird. (Ambrose. G. Bierce)
Ethik ist
Lebensstil, Gestalt und innere Form des Sichverhaltens. (Oswald Spengler)
Der tiefe
Mensch hat Ethik, weil er sie in sich fühlt, als eigne Forderung an sich
selbst. (Oswald Spengler)
Ethik ist
ins Grenzenlose erweiterte Verantwortung für alles, was lebt. (Albert
Schweitzer)
Durch
das, was wir tun, erfahren wir bloß, was wir sind. (Arthur Schopenhauer)
Ethik ist
das Bindeglied zwischen meinem Wunsch nach Glück und dem aller Menschen. (Dalai
Lama)