DenkMal! Philosophisches Café am 5.
November 2010 Thema: Hoffnung
Wir welken nur dann, wenn wir
ohne Hoffnung sind. Denn Hoffnung, Träume, lassen Leben blühen. (Engelbert
Schinkel)
Die Hoffnung, die das Risiko
scheut, ist keine Hoffnung. Hoffen heißt, an das Abenteuer der Liebe glauben,
Vertrauen zu den Menschen haben, den Sprung ins Ungewisse tun und sich ganz
Gott überlassen. (Dom Helder Pessoa Camara)
Die Hoffnung
ist ein Wachtraum. (Aristoteles)
Hoffnung ist das Brot der
Armen. (Thales von Milet)
Hoffnung ist die schönste
Milchmädchenrechnung. (Friedrich Löchner)
Hoffnung ist ein Mangel an
Vertrauen. (Eduard Acda)
Leistung schont Hoffnung.
(Manfred Hinrich)
Hoffnung schadet der Resignation.
(Walter Ludin)
Hoffnung ist der Vorschuss
auf das zukünftige Glück. (Antoine Comte de Rivaról)
Vollkommene Dinge lehren
Hoffnung. (Friedrich Wilhelm Nietzsche)
Um Geduld zu haben braucht
man Hoffnung. (Stefan Radulian)
Die Ich-AG ist eine Gesellschaft
mit beschränkter Hoffnung. (Erwin Koch)
Hoffnung und Naivität sind
leicht zu verwechseln. (Bernhard Steiner)
Es kommt darauf an, das
Hoffen zu lernen. (Ernst Bloch)
Die größten Menschen sind
diejenigen, die anderen Hoffnung geben können. (Sean Saurès)
Alle Menschen werden in ihren
Hoffnungen getäuscht, in ihren Erwartungen betrogen. (Johann Wolfgang von Goethe)
Eine der hoffnungsreichsten
Lebenslagen ist die, wenn es uns so schlecht geht, dass es uns nicht mehr
schlechter gehen kann. (Thomas Mann)
Hoffen heißt: vom Leben
falsche Vorstellungen haben. (Gottfried Benn)
Das Licht am Ende des Tunnels
ist der Expresszug, der direkt auf dich zufährt. (Gottfried Benn)
DenkMal! Philosophisches Café am 1. Oktober 2010 Thema: Verwirrung und Orientierung
Etymologie:
Orientierung, eine Ableitung von frz.
orient Sonnenaufgang, Osten, Orient. Die Bedeutung als Verallgemeinerung von
‚die Position nach der aufgehenden Sonne bestimmen‘. (s. Kluge, Etymologisches
Wörterbuch der deutschen Sprache)
Orientierung kann eine sehr begrenzte Bedeutung haben, wie beim
Orientierungsreflex – Reaktionen in die Richtung eines neuartigen Reizes.
Allgemein meint Orientierung die Stellung des Körpers im Raum und die Beziehung
zur Umgebung. So beinhaltet Orientierungsverlust die Unfähigkeit, links und
rechts zu unterscheiden und den richtigen Weg zu finden. Diese Form der
Unfähigkeit findet sich insbesondere bei Läsionen des Parietallappens. (Arnold,
Eysenck, Meili, Lexikon der Psychologie)
Fürchte dich nicht vor
der Verwirrung außer dir, aber vor der Verwirrung in dir! (Johann Christoph
Friedrich von Schiller)
Klar nennt man Ideen, die
dasselbe Maß an Verwirrung haben wie unser eigener Geist. (Marcel Proust)
Die Vielheit, welche sich
nicht zur Einheit erhöht, ist Verwirrung, die Einheit, welche nicht von der
Vielheit abhängt, Tyrannei. (Blaise Pascal)
Nicht aus Wahrheit erwächst Kraft,
sondern aus Orientierung. (Dr. phil.
Michael Richter)
Werner Stegmaier, Philosophie der Orientierung
Alle reden
von Orientierung, aber seit Kant sind kaum Versuche gemacht worden, zu sagen,
was das ist: Orientierung. Sie ist das Alltäglichste, mit dem wir zu tun haben,
das Erste, von dem alles ausgeht, und das Letzte, zu dem wir zurückkommen, und
als solches eine Frage der Philosophie. In Auseinandersetzung mit den großen
Entwürfen der Philosophie klärt Werner Stegmaier die Bedingungen und Strukturen
der alltäglichen Orientierung, in die auch sexuelle, politische, religiöse,
ethische Orientierungen eingebettet sind, und schafft der Philosophie dabei
neue Grundlagen. Geklärt werden die Bedingungen der Möglichkeit der
Orientierung überhaupt, die Bedingungen der Orientierung an anderer
Orientierung in Interaktion und Kommunikation, die Bedingungen der Orientierung
in besonderen Orientierungssystemen wie der Ökonomie, den Massenmedien, der
Politik, des Rechts, der Wissenschaft, der Kunst und der Religion, die
Bedingungen der moralischen Orientierung und ihrer Selbstreflexion in der
ethischen Orientierung, die Bedingungen der Weltorientierung in der
globalisierten Kommunikation und schließlich die Bedingungen der Metaphysik,
des Absehens von der Orientierung in der Orientierung. Die Philosophie der
Orientierung schließt mit der Bedeutung des Todes für die Orientierung. Am
Anfang stehen Vororientierungen zu den Bedingungen der Möglichkeit einer
Philosophie der Orientierung, dem Vorkommen der Orientierung bei Tieren,
Pflanzen und Teilchen und ihrer Entwicklung beim Menschen und zur Evolution des
philosophischen Begriffs der Orientierung. (amazon)
DenkMal! Philosophisches Cafe am 3. September 2010 Thema: Spekulation und Verantwortung
Spekulation. Ursprünglich das Denken, das die Wahrheit an sich zum
Gegenstand hat, unabhängig von einem praktischen Bezug; es richtet sich im
Unterschied zur praktisch ausgerichteten Erfahrung auf das Wesen der Dinge und
ihre ersten Prinzipien. (aus, Peter Prechtl (Hg.) Philosophie. Stuttgart
Weimar: J.B. Metzler)
Verantwortung.
In der neuzeitlichen Ethik schließt
der Begriff der Verantwortung an den in der christlichen Philosophie des
Mittelalters ausgebildeten Begriff der imputatio (Zuschreibung) an. Aus dieser
begrifflichen Tradition resultiert die Zurechenbarkeit der Handlung als ein
Aspekt der Verantwortung. Die menschliche Willensfreiheit stellt die unabdingbare
Voraussetzung für die Verantwortung dar. (aus, Peter Prechtl (Hg.) Philosophie.
Stuttgart Weimar: J.B. Metzler)
Die meisten
Menschen verwechseln Hoffnung mit Spekulation. (Friedrich Löchner)
Ohne
Spekulation gibt es keine neue Beobachtung. (Charles Darwin)
Jede
Spekulation kann dein Schicksal besiegeln. (peter e. schumacher)
Für einen
Kaufmann ist sogar Ehrlichkeit eine finanzielle Spekulation. (Charles
Baudelaire)
Der Klügere
sollte nur nachgeben, wenn er es verantworten kann. (Gerlinde Nyncke)
Alle
Spekulation, vielleicht alles Philosophieren, ist nur ein Denken in Spiralen;
wir kommen wohl höher, aber nicht eigentlich weiter, und dem Zentrum der Welt
bleiben wir immer gleich fern. (Arthur Schnitzler)
Sorgen sind
die Abkömmlinge der Verantwortung. (Franz Schmidberger)
Ein
Standpunkt ohne Verantwortung ist nur ein Vorwand für Gemeinheiten. (Peter
Horton)
Der Lebenskünstler
übernimmt jederzeit die volle Verantwortung für seine Stimmung. (Alfred
Selacher)
Wer
verantwortlich handelt, braucht keine Sorge zu haben, später zur Verantwortung
gezogen zu werden. (Prof. Querulix)
Wer Sätze
preisgibt, hat Verantwortung für sie. Sie sollten möglichst in der äußeren Form
ordentlich daherkommen, damit ihr Anblick nicht den Inhalt überdeckt. (Traudel
Zölffel)
DenkMal! Philosophisches Cafe am 6. August 2010 Thema: Zwischen Standpunkt und Fanatismus
Der Standpunkt einer Kultur ist immer der Standpunkt
ihrer Menschlichkeit. (Adalbert Stifter)
Wer sich auf einen Standpunkt stellt, tritt auf der
Stelle. (Ulrich Erckenbrecht)
Zwei, die sich auf denselben Standpunkt stellen,
treten sich auf die Füße. (Ulrich Erckenbrecht)
Ein Standpunkt ohne Verantwortung ist nur ein Vorwand
für Gemeinheiten. (Peter Horton)
Der Sture macht seinen Standpunkt
zum Ausrufezeichen. (Klaus Klages)
Der Standpunkt macht es nicht, sondern die Art, wie
man ihn vertritt. (Theodor Fontane)
Rat sucht man, weil man seinen Standpunkt bestätigt
haben möchte. (Sir William Osler)
Manch geistiger Horizont ist so eng, dass man ihn für
einen Standpunkt halten könnte. (Roland Rinnau)
Je engstirniger, je kleiner, je schmalhorizontiger der
Standpunkt eines Menschen - umso unnachgiebiger wird er vertreten. (Kurt
Tucholsky)
Mein Standpunkt ist in etwa gleich geblieben, nur
meine Sichtweisen haben sich verändert. (Siegfried Wache)
Von der Philosophie zur
Gottlosigkeit ist es eben so weit als von der Religion zum Fanatismus, aber vom
Fanatismus zur Barbarei ist es nur ein Schritt. (Denis Diderot)
Fanatismus ist die Karikatur der
Begeisterung. (Erich Ellinger)
Fanatismus ist das schlimmste aller Gedankengefängnisse.
(Alfred Selacher)
Ideal heißt Richtung, Fanatismus
Hinrichtung. (Manfred Hinrich)
Fanatismus ist die einzige Willensstärke, zu der auch
die Schwachen und Unsicheren gebracht werden können. (Friedrich Wilhelm
Nietzsche)
DenkMal!
Philosophisches Cafe am 4. Juni 2010 Thema: Ideale zwischen
Sehnsucht und Enttäuschung
Ideal, nach G. E.
Lessing von Francesco Lana in den Sprachgebrauch eingeführt bezeichnet es das
dem menschlichen Selbstentwurf entstammende, zugleich aber gnadenhaft
bestätigte Leitbild individueller und kollektiver Selbstverwirklichung. (LThK)
Alle großen
Ideale scheitern an den Leuten. (Bertolt Brecht)
Angewandte
Ideale entarten rasch zu fixen Ideen. (Hans Kasper)
Das Ideal und
die gemeine Wirklichkeit müssen streng geschieden werden. ( J. W. von Goethe)
Das Übel
gedeiht nie besser, als wenn ein Ideal davor steht. (Karl Kraus)
Wir suchen
unser Ideal vor uns, während es hinter uns liegt. (L. N. Tolstoi)
Kein
Geschlecht der Menschen reicht weit genug in die kommenden Geschlechter, dass
es seine Ideale, die dann selten noch die ganzen Ideale sind, erfüllt sähe. (Wilhelm
Raabe)
Der ideale
Tag wird nie kommen. Der ideale Tag ist heute, wenn wir ihn dazu machen. (Horaz)
Das
Materielle wird stets in Fragen, wo das Fortkommen des Einzelnen bedroht ist,
über das Ideale siegen, denn Gold – Gold – klingendes Gold bietet so
mannigfachen Ersatz für verlorene und begrabene Ideale. (Wilhelm Vogel)
Die Ideale
sind auch Produkte eines Übergangsmoments. (Novalis)
Es ist der Sinn
der Ideale, dass sie nicht verwirklicht werden können. (Theodor Fontane)
Er hat so
viele Ideale, dass er nicht dazu kommt, auch nur eins zu verwirklichen. (Harald
Kriegler)
Ideale erhält
man völlig umsonst. Trennt man sich jedoch nicht rechtzeitig von ihnen, können
sie äußerst kostspielig werden. (Martin Gerhard Reisenberg)
Ideale sind
wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen
orientieren. (Carl Schurz)
Im Leben
sinken deine Ideale zusammen - auf deine wahre Größe… (Elmar Kupke)
Wähle deine
Ideale gut! Je höher du sie ansetzt, umso höher ist der Maßstab, der an dich
gelegt wird! (Gudrun Zydek)
Wer handelt,
darf nicht zweifeln; er muss vom Glauben an seine Zwecke, seine Ideale erfüllt
und getrieben sein. (Johann Wolfgang von Goethe)
DenkMal! Philosophisches Cafe am 2. Juli 2010 Thema: Motivation und Wollen
Konzentration ist zielgerichtete
Motivation. (Andreas Tenzer)
Die Motivation ist die durch das
Erkennen hindurchgehende Kausalität. (Arthur Schopenhauer)
Wollen – ? Undeutbares Wort. Manches müssen wir wollen – manches dürfen wir wollen – manches können wir wollen. Aber was wollen wir wollen? Nur was wir
wollen müssen, wollen wir wirklich. Und
dies, ist es noch ein Wollen, ist es nicht schon ein Müssen? (Arthur
Schnitzler)
Lass ihn im Galoppe tollen
Reite ruhig deinen Trab!
Ein zu ungestümes Wollen
Wirft von selbst den Reiter ab. (Wilhelm
Busch)
Während die Fähigkeiten vor allem den
Ertrag oder das Adaptionsniveau eines Verhaltens beeinflussen, bestimmt die
Motivation dessen Aktivierungsgrad, dessen Intensität und Beständigkeit sowie
dessen allgemeine Richtung. (Arnold, Eysenck, Meili, Lexikon der Psychologie)
Jeder ist Herr über seine Gedanken und
somit auch Herr über seine Motivation. Ändere deine Gedanken und du veränderst
deine Motivation. (Andreas Hoffstadt)
Motivation ist wie der Rückenwind beim
Fahrradfahren. (Hermann Lahm)
Kritik sachlich argumentiert, ist
Nahrung für neue Motivation. (Franz Schmidberger)
Die Motivation
der meisten Menschen frühmorgens aufzustehen, besteht darin, dass sie pinkeln
müssen. (Albert Ziegler, Jesuitenpater)
Hass ist oft eine gute Motivation, aber
ein schlechter Führer und ein miserabler Kämpfer. (Tanja Grassecker)
Motivation bedeutet, das Ziel nach dem
Ziel ist zielentscheidend. (Julian Scharnau)
Du kannst deine Motivation verändern,
indem du dein Denken über dich selbst und über deine Umstände veränderst. (Karl
Pilsl)
Herrschaft ist dann perfekt, wenn die
Beherrschten das wollen, was die Herrscher von ihnen wollen, dass sie wollen.
(Gerald Dunkl)
Das Wollen ist uns gegeben auf Grund
unserer freien Willensentscheidung, nicht aber das Können dessen, was wir
wollen. (Bernhard von Clairvaux)
DenkMal! Philosophisches Cafe am 7. Mai 2010 Thema: Krise/Reifeprozess/Exerzitien
Zur Etymologie:Krise ist entlehnt aus
lateinisch crisis, dieses aus griechisch krisis (eigentlich Scheidung,
Entscheidung) zu griechisch krinein scheiden, trennen. Zunächst ein Fachwort in
der Medizin, das den entscheidenden Punkt einer Krankheit bezeichnete; dann
Verallgemeinerung. (s. Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache)
Zur Etymologie:Exerzitien ist ein in der Bedeutung spezialisiertes Abstraktum von
exerzieren, dieses ist aus lateinisch exercere, eigentlich nicht ruhen lassen,
Bewegung verschaffen entlehnt. (s. Kluge, Etymologisches Wörterbuch der
deutschen Sprache)
Krisen sind Weichenstellungen des Lebens. Nur der Tod
kennt keine Krise. (Andreas Tenzer)
Es ist aber durchaus
möglich, dass ein Mensch mit seiner Aufmerksamkeit und seiner Energie so auf
die Überwindung einer bestimmten Krisensituation fixiert ist, dass die
Offenheit für eine umfassendere und tiefere Dimension an Krisen-Erfahrung
dadurch blockiert bleibt. (Alex Lefrank)
Wenn ich nun als Begleiter
den Eindruck habe, nicht mehr weiterzuwissen, werde ich handgreiflich auf die
Tatsache gestoßen, dass ich den inneren Prozess beim anderen nicht
kontrollieren kann. (Alex Lefrank)
Eine Krise ist in einem anspruchsvollen Objekt ein
ganz normaler Zustand. (Dr. Robert Mühlbacher)
Wer den Sinn einer ersten Krise nicht verstanden hat,
bekommt eine zweite. (Pascal Lachenmeier)
Echte Entwicklung, Entfaltung oder Reifung
können niemals von außen konditioniert werden. Es sind vielmehr natürliche
Prozesse, die sich von selbst abwickeln, wenn ein lebendiger Organismus mit
einer Umgebung, die seine Bedürfnisse befriedigt, aus eigenem Antrieb
interagiert. (Rebecca Wild)
Reifeprozesse erlauben, dass ein Organismus die
Errungenschaften früherer Generationen in sein eigenes Repertoire aufnimmt,
doch mit Rücksicht auf inneres und äußeres Gleichgewicht. Es sind immer
langsame Prozesse, denn jede neue Entwicklung restrukturiert alles bereits
Gewachsene und verknüpft auf vorsichtige Weise neu Gelerntes mit allen
bestehenden Lebenssystemen. Und unter Berücksichtigung all dieser komplexen
Zusammenhänge lassen Reifeprozesse immer die Möglichkeit für ganz neuartige
Interaktionen und Lösungen offen, denn sie nehmen ständig Fühlung mit jeglicher
Veränderung der Umgebung auf, die neue Herausforderungen an den Organismus
stellen könnten. (Rebecca Wild)
Beim Menschen zeigt
sich wahre Reifung darin, dass sie ein immer tieferes Verständnis von
Situationen und Problemen und deren Lösungen mit sich bringt. (Rebecca Wild)
DenkMal! Philosophisches Cafe am 2. April 2010 Thema: Langeweile/Faulheit als konstruktiver Prozess
Zur
Etymologie von Faulheit: Die Übertragung von „faul“ auf träge geht von
„so lange liegen geblieben, bis Fäulnis eintritt“ aus. (s. Kluge,
Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache)
Zur
Bedeutung von Langeweile: Fehlen von Abwechslung, Öde, Eintönigkeit.
(s. Bertelsmann Wörterbuch der deutschen Sprache)
Zur
Bedeutung von acedia (Trägheit): Überdruss am religiös, aszetisch,
geistlichem Leben, am Gebet, am Überschreiten der diesseitigen Welt mit ihren
innerirdischen Erfüllungen auf Gott hin, geistliche Lustlosigkeit, religiöser
Widerwille, Lähmung des Aufschwungs aus der Dumpfheit oder Sattheit des Alltags
zum Göttlichen. (s. LThK)
Die Faulen haben keine Ahnung vom Reiz der Faulheit. Nur die Fleißigen
können den Müßiggang genießen. (Georges Simenon)
Langeweile
ist die beste Krankenwärterin. (Robert Hamerling)
Dauerndes
Glück ist Langeweile. (Oswald Spengler)
Langeweile
ist ein Trick der Natur, uns zu Taten anzuspornen. (Friedrich Löchner)
Das
Interessante an der Langeweile besteht in ihrem Reifeprozess. (Martin Gerhard
Reisenberg)
Die Langeweile
ist das Problem derer, die an Kurzweil gewöhnt sind. (Ulrich Erckenbrecht)
Das Geheimnis des Glücks liegt in der Fähigkeit, die Langeweile zu
genießen. (Ulrich Erckenbrecht)
Kein Leben
ist so kurz, dass es keinen Raum für Langeweile hätte. (Jules Renard)
Langeweile
hat alle Künste des Schönen und allen Luxus erschaffen. (Karl Julius Weber)
Erziehung
läuft auf zweierlei hinaus: Ungerechtigkeiten erdulden und Langeweile ertragen
lernen. (Abbé Ferdinando Galiani)
Vielleicht
ist die Langeweile der einzige Gemütszustand, der der Realität gerecht wird.
Dass wir sie überwinden können, ist der schönste Beweis unserer
Glücksmächtigkeit, d.h. unserer Illusionsfähigkeit. (Jacques Wirion)
DenkMal! Philosophisches Cafe am 5. März 2010 Thema: Entschleunigung und Effizienz
Effizienz
ist die Faulheit der Intelligenten. (Gräfin Fito)
Das ganze
Jahr (Die vier Jahreszeiten) wurde von Vivaldi in 40 Minuten vertont. Welch
eine Effizienz! (Pavel Kosorin)
Es muss in
diesem Leben mehr als Eile geben. (K. A. Geißler)
Offenbar
braucht die effektive und effiziente Entfaltung von Geschwindigkeit
gleichzeitig eine vertraute „stehengebliebene“ Basis. (Klaus Backhaus/Holger
Bonus)
Effektive
Geschwindigkeit auf der Handlungsebene lässt sich nur erreichen durch
Langsamkeit auf der Ebene der Spielregeln. (D. Schuppert)
Aber gerade
die durch die Geschwindigkeit ermöglichte Komplexität verhindert, dass die
Menschen mit Hilfe der Maschinen ihre Arbeit effizienter und das heißt auch
schneller verrichten können. (G. Fülgraff)
Der
Geschwindigkeitsvorteil verkehrt sich in einen Geschwindigkeitsnachteil, weil
nicht das ganze System beschleunigt wird, sondern nur Teile. (G. Fülgraff)
Wir sind
abgestumpft gegenüber struktureller Gewalt, die aus immer dramatischer
werdenden Beschleunigungsvorgängen entsteht. (G. Fülgraff)
Wollen wir
nicht völlig vereinzeln und sozial verarmen, müssen Anfangs- und
Abschlusszeiten sozial arrangiert werden. Man kann das Soziale nicht einfach ein-
und abschalten. (K. A. Geißler)
So wie die
Produktion immer hektischer wird, so auch der Konsum und der Genuss. (K. A.
Geißler)
Vor lauter
Geschäftigkeit fehlt uns die Zeit zum Abschiednehmen, zum Erinnern Können. (K.
A. Geißler)
Wer seine
Tätigkeit einschränkt, erlangt Weisheit. (Jesus Sirach 38,25)
Man muss nicht die Schnelligkeit
steigern oder die Langsamkeit pflegen, sondern den Rhythmus finden. (Ernst
Reinhardt)
Der Technik kann man nur
bescheinigen, dass sie die Zeit beschleunigt; dass sie Zeit spart, ist ein
Märchen. (Sigbert Latzel)
Literaturangaben: Stan Nadolny,
Die Entdeckung der Langsamkeit.
Karlheinz A.
Geißler, Vom Tempo der Zeit.
Klaus
Backhaus, Holger Bonus (Hrsg.), Die Beschleunigungsfalle oder der Triumph der
Schildkröte.
DenkMal!
Philosophisches Cafe am 5. Februar 2010 Thema:
Kultur
Der Krieg ist
ein Winterschlaf der Kultur. (Friedrich Wilhelm Nietzsche)
Mit dem
Eigentum tritt die Möglichkeit der Kultur ein. (Johann Huber)
Je höher die
Kultur, desto reicher die Sprache. (Anton Pawlowitsch Tschechow)
Der
Antisemitismus ist das Merkzeichen einer zurückgebliebenen Kultur. (Friedrich
Engels)
Kultur ist
der Sieg der Überzeugung über die Gewalt. (Plato)
Widerspruch-vertragen-können
ist ein Zeichen von hoher Kultur. (Friedrich Wilhelm Nietzsche)
Solange es
Kriege, Drogen und Terrorismus gibt, können wir nicht von menschlicher Kultur
sprechen. (Werner Braun)
Moralische Kultur hat ihren höchsten
Stand erreicht, wenn wir erkennen, dass wir unsere Gedanken kontrollieren
können. (Charles Darwin)
Wer in
schönen Dingen einen schönen Sinn entdeckt - der hat Kultur. (Oscar Wilde)
Kultur ist
der Weg von der geschlossenen Einheit durch die entfaltete Vielheit zur
entfalteten Einheit. (Georg Simmel)
Kultur
entsteht - und das ist das schlechthin
Wesentliche für ihr Verständnis -, indem zwei Elemente zusammenkommen, deren
keines sie für sich enthält: die subjektive Seele und das objektiv geistige
Erzeugnis. (Georg Simmel)
Freuds
Theorie der Kultur sieht das Leben in der Gesellschaft als einen auferlegten
Kompromiss und daher als ein im Wesentlichen unlösbares Dilemma. Dieselben
Institutionen, die das Überleben der Menschheit sichern, verursachen auch ihre
Unzufriedenheit. (Peter Gay)
Die Existenz
dieser Aggressionsneigung, die wir bei uns selbst beobachten können, beim
anderen mit Recht voraussetzen, ist das Moment, das unser Verhältnis zum
Nächsten stört und die Kultur zu ihrem Aufwand nötigt. (S. Freud)
Man darf
nämlich behaupten, dass auch die Gemeinschaft ein Über-Ich ausbildet, unter
dessen Einfluss sich die Kulturentwicklung vollzieht. (S. Freud)
Bei der
Einzelneurose dient uns als nächster Anhalt der Kontrast, in dem sich der
Kranke von seiner als „normal“ angenommenen Umgebung abhebt. Ein solcher
Hintergrund entfällt bei einer gleichartig affizierten Masse, er müsste
anderswoher geholt werden. (S. Freud)
Literaturangaben: Sigmund
Freud, Das Unbehagen in der Kultur.
Georg Simmel,
Philosophische Kultur
DenkMal! Philosophisches Café am 1. Januar.2010 Thema: Lebenswille
Das Glück ist im Grunde nichts
anderes als der mutige Wille, zu leben, indem man die Bedingungen dieses Lebens
annimmt. (Maurice Barres)
Der Wille zum Sinn bestimmt unser
Leben! Wer Menschen motivieren will und Leistung fordert, muss
Sinnmöglichkeiten bieten. (Viktor Frankl)
Nachdem ich, in vielen der schwerer
erklärbaren Handlungen, Äußerungen jener Lust an der Emotion an sich
gefunden habe, möchte ich auch in Betreff der Selbstverachtung, welche zu den
Merkmalen der Heiligkeit gehört, und ebenso in den Handlungen der
Selbstquälerei (durch Hunger und Geisselschläge, Verrenkungen der Glieder,
Erheuchelung des Wahnsinns) ein Mittel erkennen, durch welches jene Naturen
gegen die allgemeine Ermüdung ihres Lebenswillens (ihrer Nerven) ankämpfen: sie
bedienen sich der schmerzhaftesten Reizmittel und Grausamkeiten, um für Zeiten
wenigstens aus jener Dumpfheit und Langenweile aufzutauchen, in welche ihre
große geistige Indolenz und jene geschilderte Unterordnung unter einen fremden
Willen sie so häufig verfallen lässt. (F. Nietzsche)
"Wo ich Lebendiges fand, da fand ich Willen zur
Macht", lautet ein berühmter Satz aus dem "Zarathustra".
Nietzsches Bild des Lebens malt dieses als unaufhörlichen Kampf widerstreitende
Kräfte aus. Als "Wille zur Macht" begriffen, unterscheidet sich
dieses Lebenskonzept sowohl von Schopenhauers "Willen zum Leben" als
auch von Darwins "Kampf ums Dasein". Resultiert nach Schopenhauer der
Lebenswille aus dem reaktiven Bedürfnis, Erfahrungen des Mangels und des
Leidens zu beseitigen, so versteht Nietzsche ihn als eine "Fülle von
Kraft", die sich selbst spielerisch immer neue Widerstände setzt, um sie
zu überwinden. Und anders als für Darwin geht für Nietzsche der Impuls des
Lebens über das Ziel der bloßen Existenzerhaltung hinaus, drängt auf souveräne,
aktive Umgestaltung der Umwelt. Teil des organischen Lebens ist daher, wie Hogh
hervorhebt, auch der "Geist" und sein schöpferischer "Wille zum
Schein", seine konstruktive Fähigkeit zur Lüge, Verstellung, Fiktion. Auch
er dient der Machterweiterung, bemächtigt sich der Wirklichkeit, indem er ihre
Negativität und Komplexität reduziert.