Nichts Neues? oder Neugierde und Staunen; Jenseits der Polaritäten; Die Bedeutung von Massenevents; Erziehung zur Demokratie oder die bürgerliche Verantwortung; Zivilcourage und Gutmenschen; Das Fremde; Lebenskunst; Technik und Freiheit; Unabhängigkeit; Geist; Was sind letzte Fragen? Sind die letzten Fragen wichtig?; Sich ändern, Ändern, Ändern lassen
DenkMal!
Philosophisches Café am 7. Dezember 2012 Thema:
Nichts Neues? Neugierde und Staunen Staunen: Es
bedeutet eigentlich vor sich hin träumen, vor sich hin starren (s. Kluge,
Etymologisches Wörterbuch)
Ein Ding mag noch so
närrisch sein, es sei nur neu, so nimmt’s den Pöbel ein. (Christian Fürchtegott
Gellert)
Neugier ist die gespannte Angst, dass es Wunder geben könnte.
(Anton Kuh)
Es ereignet sich
nichts Neues. Es sind immer dieselben alten Geschichten, die von immer neuen
Menschen erlebt werden. (William Faulkner)
Wer lange lebt, hat viel erfahren, nichts Neues kann
für ihn auf dieser Welt geschehn. (J. W. Goethe)
Man muss etwas Neues machen, um etwas Neues zu sehen.
(G. Ch. Lichtenberg)
Es gibt nur ein Neues: Die Nuance. (Christian
Morgenstern)
Neues Leben entsteht aus dem Zusammentreffen. (Alfred
Rademacher)
Meiner Ansicht nach ist über nichts zu staunen weit
dümmer als über alles zu staunen. Außerdem: über nichts zu staunen ist fast
dasselbe wie nichts zu achten. (Fjodor Michailowitsch Dostojewski)
Die Menschen reisen in fremde Länder und staunen über
die Höhe der Berge, die Gewalt der Meereswellen, die Länge der Flüsse, die
Weite des Ozeans, das Wandern der Sterne; aber sie gehen ohne Staunen
aneinander vorüber. (Augustinus Aurelius)
Staunen, das ist der Samen des Wissens. (Francis
Bacon)
Das Staunen ist eine Sehnsucht nach Wissen. (Thomas
von Aquin)
Denn Staunen veranlasste zuerst wie noch heute die
Menschen zum Philosophieren. (Aristoteles)
Neugier ist nichts als Eitelkeit. Meist will man nur
wissen, um davon reden zu können. (Blaise Pascal)
Unsere Philosophie ist die unglückselige Neugier des
Ödipus, der nicht nachließ, zu forschen, bis das entsetzliche Orakel sich
auflöste: Möchtest du nimmer erfahren, wer du bist! (Friedrich Schiller)
Literatur:
Neugier. Vom
europäischen Denken. Sonderheft Merkur. Heft 9/10, 2008
DenkMal! Philosophisches Café am 2. November
Thema: Jenseits der Polaritäten
Gegensatz im ontologischen Sinne besteht – als Kennzeichen alles Endlichen – zwischen Gegebenheiten oder Seinsprinzipien, die nicht ineinander auflösbar, oft miteinander unverträglich, aber oft aufeinander bezogen sind. Der Monismus löst jeden Gegensatz in eine undifferenzierte Einheit auf, während der Pluralismus den totalen Gegensatz von allem überhaupt annimmt. Nach dem Dualismus ist ein Gegensatzpaar wie Geistigkeit-Sinnlichkeit, Leib-Seele miteinander unvereinbar, während der Holismus trotz der Annahme einer echten Dualität oder Pluralität mit einem einheitlichen Grund jenseits jedes Gegensatzes und mit dem Zusammenfall der Gegensätze in Bezug auf den unendlichen Grund rechnet. (s. Brugger, Schöndorf. Philosophisches Wörterbuch)
Wer mit sich allein ist, denkt nicht in Polaritäten. Das Alleinsein beseitigt die Kontraste. (Rainer Kohlmayer)
Die Kunst des Lebens besteht darin, die Polarität zu überwinden, der illusionären Realität zu entschwinden, um den Geist mit der Materie zu verbinden. (Verena Tukvart)
Im Jenseits liegt der Schwerpunkt des Seins. Doch wir sollten nicht ins Jenseits flüchten, sondern das Diesseits in das Jenseits flechten. (Hans Much)
Das Jenseits ist die Kraft des Diesseits. (Ernst Troeltsch)
Das Jenseits liegt hinter dem Garnichts. (Thomas Häntsch)
Die Wahrheit liegt nicht in der Mitte, sondern im Jenseits. (Paul Mommertz)
Das moderne Welt- und Menschenbild ging davon aus, dass irgendwann alles nur noch positiv sein kann, und dennoch gibt es negative Dinge, die nicht verschwinden. (Wilhelm Schmid)
Die gesamte Weite der Erfahrungen zwischen Gegensätzen vermittelt erst den Eindruck eines erfüllten Lebens. (Wilhelm Schmid)
DenkMal! Philosophisches Café am 5. Oktober
Thema: Die Bedeutung von Massenevents
Auf die Masse soll und muss jeder Dichter wirken, mit der Masse nie. (Franz Grillparzer)
Wir sprechen von Individualität, wenn wir uns von der Masse distanzieren wollen, von Gleichheit aller, wenn wir Stärke durch die Masse gewinnen möchten. (Nadine Pomes)
Die gleiche Übertreibung der Gefühle verlangt die Masse von ihren Helden. Ihre Eigenschaften und hervorragenden Tugenden müssen stets vergrößert werden. Im Theater fordert die Masse von dem Helden des Dramas Tugenden, einen Mut und eine Moral, wie sie im Leben niemals vorkommen. (Gustave le Bon)
Die Masse ist ein Schrei der Einsamkeit. (Bernhard Steiner)
In der Masse potenziert sich die Bösartigkeit des Einzelnen. (Michael Jung)
Die Masse ersetzt Argumente durch Getöse. (Peter Cerwenka)
Der Individualismus ist die Notwehr des Einzelnen gegen seine Bedeutungslosigkeit in der Masse. (Ernst Reinhardt)
Wer die Masse bewegen will, muss in seine Sprache etwas Berauschendes mischen. (Jakob Boßhart)
Die Masse ist autoritätssüchtig, sie sucht nach einem Führer, weil sie eine Kraft ist ohne Verstand. (Julis Rossbach)
Die Masse erhebt sich nie zur Höhe ihres besten Mitgliedes, im Gegenteil, sie erniedrigt sich zum Niveau ihres schlechtesten. (Henry David Thoreau)
Im Rahmen von Events sind Gefühle erlaubt, die man sich sonst nicht so zugesteht. Plötzlich bekennt sich ein ganzes Stadion mit dem Schwenken von Feuerzeugen zu einem romantischen Gefühl, das im normalen Leben eigentlich nur lächerlich wäre. (Rolf Haubl)
Der Erfolg eines Massenevents wird heute wesentlich stärker mit ökonomischen Erwartungen verbunden – sprich mit der Aussicht auf Gewinn. Deshalb werden Massenveranstaltungen immer weiter perfektioniert. (Rolf Haubl)
Ein Massenevent ist dann gut, wenn es auf Höhepunkte hin choreographiert ist, wenn es einen ganz bestimmten Rhythmus hat. Entspannungspausen und Höhepunkte wechseln sich ab; die Veranstalter überlegen sich genau, wie sie die Menge anheizen und wie sie dann mit der angeheizten Menge umgehen. (Rolf Haubl)
Andererseits will sich das Publikum heute zunehmend auch selbst feiern. Damit emanzipiert sich der Zuschauer vom Ereignis. Besonders deutlich wird das während des Public Viewings, wenn Tausende Menschen gemeinsam ein Fußballspiel schauen: Es geht nicht mehr nur darum, Fußball zu schauen, sondern darum, sich selbst beim Fußballschauen zuzusehen. Die Selbstreflexion, die durch die Medien entsteht, ist ein ganz besonderer Kick. (Rolf Haubl)
Massenevents sind häufig Ereignisse, die nicht natürlich entstehen. Sie werden für einen bestimmten Zweck erzeugt. Dabei spielen die Medien eine große Rolle. Sie erzeugen Ereignisse, damit sie darüber berichten können. (Rolf Haubl)
Das grandioseste Massenereignis ist das, während dessen man das Gefühl hat: Jederzeit kann es schief gehen. Wenn dann alles gut und friedlich abgelaufen ist, man das Event quasi mit heiler Haut überlebt hat, verleiht das dem Ereignis nachträglich noch einen besonderen Kick. (Rolf Haubl)
DenkMal! Philosophisches Café am 7. September 2012
Thema: Erziehung zur Demokratie oder die bürgerliche Verantwortung
Demokratie bezeichnet Platon als die Regierung der Unfähigen, von blinder Gleichheit und unersättlicher Freiheit beherrscht, welche die Tyrannis provoziert. Aristoteles stellt den drei guten Verfassungen die jeweilige Entartung gegenüber, dem Königtum die Tyrannis, der Aristokratie die Oligarchie und der Politie die Demokratie. Rousseau versteht Demokratie als Selbstbestimmung der Bürger, lehnt jedoch jedes Repräsentativsystem ab. Für Kant ist Demokratie notwendig Despotismus, wohingegen die republikanische Verfassung die drei Gewalten teilt, dieses Modell bezeichnet man heute als rechtsstaatliche freiheitliche Demokratie. (s. Brugger, Schöndorf, Philosophisches Wörterbuch)
Verantwortung im moralischen Sinn und nicht als bloße Zuständigkeit ist ein vierstelliger Begriff, der deskriptiv und normativ zu lesen ist: 1. Wer ist verantwortlich? 2. für wen oder was? 3. vor wem? 4. in Bezug auf welche Normen? (s. Brugger, Schöndorf, Philosophisches Wörterbuch)
Zur Demokratie gehört, nicht zur Demokratie gezwungen zu werden. (Ulrich Wiegand-Laster)
Es gibt zwei gegensätzliche Arten der Erziehung: die Erziehung zum starken Charakter und die Erziehung zum guten Bürger. (Bernhard Steiner)
Verärgerte Bürgerliche sind noch keine Revolutionäre. (Kurt Tucholsky)
Bürgerliche Demokratie ist die Diktatur der Meinungen, die die Herrschenden der Mehrheit eingetrichtert haben. (Gerald Dunkl)
Bürgerliche Freiheit ist abhängig vom Grade der Kultur des Volkes. (Heinrich Daniel Zschokke)
Zeit ist Leben, und Leben ist Verantwortung, und Verantwortung bestimme eure Zeit. (Aurelius Augustinus)
Gedanken sind Verantwortung. (Frank Dommenz)
„Politiker verstehen unter mündigen Bürgern diejenigen, die zu allem den Mund halten.“ (Wolfram Weidner)
Das Wort "Bürger" bedeutet nicht, dass die Bürger für das "bürgen", was andere angerichtet haben. (Ralf Stegner)
Die Bürger sind nicht wegen der Konsuln und das Volk nicht wegen des Königs, sondern umgekehrt, die Konsuln wegen der Bürger, der König wegen des Volkes da. (Dante Aligheri)
Unsere Demokratie braucht den mündigen Bürger. Der mündige Bürger aber ist vor allem der lesende Bürger. (Rita Süssmuth)
Gutmensch, der (oft abwertend für jmd., der sich besonders für Political Correctness engagiert) (Duden)
Zivil ist aus dem Französischen entlehnt und hat die Bedeutung von anständig, bürgerlich, nicht dienstlich. Courage ist auch aus dem Französischen entlehnt und abgeleitet von coeur (Herz), es bedeutet Mut, Beherztheit. (s. Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache)
Tapferkeit (gr. andreia, lat. fortitudo, frz. courage) gilt seit der antiken Ethik als eine der vier Kardinaltugenden, die zusammen die Grundbedingungen sittl. vollkommenen Handelns darstellen. […] Tapferkeit ist die Tugend des Mutes, der um sittliche Ziele willen die Empfindungen der Angst, der Furcht und des Schmerzes zu überwinden vermag, und insofern der Feigheit entgegengesetzt ist; sie ist als Tugend an vernünftige Überlegung und sittliche Einsicht gebunden und insofern von unbedachter Kühnheit unterschieden. Tapfer kann nur sein, wer Sittlichkeit als Endziel anerkennt und wer verwundbar ist.“ (Höffe, Lexikon der Ethik)
Die heutige Form des Gutseins ist das Guthaben. (Helmut Arntzen)
Gutsein ist ein weit gewaltigeres Abenteuer als eine Weltumsegelung. (Gilbert Keith Chesterton)
Die Hölle ist voll von Gutmenschen. (Pavel Kosorin)
Wer andere als Gutmenschen verlacht, hält sich selber für viel besser. (Walter Ludin)
„Zivilcourage und Altruismus, […], sind die Wahrnehmung von Verantwortung im überschaubaren, unmittelbaren persönlichen Wirkungs- und Geltungsbereich, sind somit ‚Politik im Kleinen’ und damit vermutlich jene unabdingbaren Ingredienzien, ohne die die ‚große Politik’ schon längst völlig ungenießbar wäre.“ (Till Bastian)
Literatur:
Till Bastian: Zivilcourage. Von der Banalität des Guten, 2. Aufl. 1996, Hamburg: Rotbuch.
DenkMal! Philosophisches Café am 6. Juli 2012
Thema: Das Fremde
Der Mensch lernt oft fremde Sprachen, nur seine eigene nicht. Er studiert auch eifrig fremde Menschen, doch seinen eigenen inneren Menschen lernt er niemals kennen. (Gottlieb Moritz Saphir)
Heimat entsteht in der Fremde. (Walter Ludin)
In der Fremde missfallen mir so viele Dinge, dass ich mich fast wie zu Hause fühle. (Gabriel Laub)
Wenn es möglich wäre, dass jemand seinen Standort außerhalb der Welt haben könnte, dann wäre die Welt für ihn unsichtbar wie ein ausdehnungsloser Punkt. (Nikolaus Cusanus)
Freunde werden öfter zu Fremden als Fremde zu Freunden. (Walter Ludin)
Am schnellsten in fremde Arme gerät man auf der Flucht vor sich selbst. (Martin Gerhard Reisenberg)
Viele lehnen das Fremde ab, weil es die Frage nach dem eigenen Lebenssinn aufwirft. (Andreas Bechstein)
Einander kennenlernen heißt lernen, wie fremd man einander ist. (Christian Morgenstern)
Menschenerkenntnis: Werde dir erst selbst befremdlich – und bald wird nichts mehr dir fremd sein! (Heimito von Doderer)
Anthropologie ist jede Deutung des Menschen, die im Grunde schon weiß, was der Mensch ist und daher nie fragen kann, wer er sei. Denn mit dieser Frage müsste sie sich selbst als erschüttert und überwunden bekennen. (Martin Heidegger)
Doch der Skandal des Menschen besteht darin, dass er sich finden kann, ohne sich gesucht zu haben. (Peter Sloterdijk)
Der psychoanalytischen Auffassung des Menschen ist es eigentümlich, dass sie dem Selbstfindling die Grundlosigkeit seines Fundes nicht abnehmen kann. (Peter Sloterdijk)
DenkMal! Philosophisches Café am 1. Juni 2012:
Thema: Lebenskunst
Sowohl Sokrates als auch die Sophisten brachten die Idee auf, dass Philosophie mit Lebenskunst gleichzusetzen sei. Sie legten großen Wert auf Bildungsangebote und auf Rhetorik. Platon bezeichnete die Philosophie auch als „Fürsorge für die Seele“. Aristoteles beschäftigte sich mit dem Vorrang der theoretischen Lebensführung vor der praktischen.
Das Ideal der Stoiker entsprach einem Leben, in dem man die universellen Gesetzmäßigkeiten erforschen und Weisheit erlangen sollte. Dies sollte durch ein tugendhaftes Leben gelingen, d. h. durch die Kontrolle der Gefühle und maßvolles Verhalten, was zu einer Stärkung des Selbst führen sollte. Bei den Epikureern hingegen ging es darum, sich von menschlichen Ängsten und Leiden abzuwenden. Das Ziel dieser Philosophie war es, Unlust zu vermeiden. Doch das Streben nach Lust musste von der Vernunft geleitet werden.
Außer einigen neuplatonischen Ansätzen (3. – 6. Jahrhundert n. Chr.) von Philosophen wie Plotin oder Boethius waren die Stoiker lange Zeit die letzten, die sich ausführlich mit der ars vivendi beschäftigten. Im Mittelalter gab es zwar vereinzelte Überlegungen, jedoch begann erst Michel de Montaigne im 16. Jahrhundert wieder, Arbeiten über Lebenskunst zu verfassen. Auch Schriftsteller und Philosophen wie Friedrich Schlegel oder Friedrich Schleiermacher griffen das Thema Jahrhunderte später auf. (nach wikipedia)
Sich um ein schönes Leben zu sorgen: damit ist gemeint, das Leben nicht einfach nur dahinzuleben, dem Gesetz der Trägheit folgend, sondern in die Existenz einzugreifen und sie bewusst zum Gegenstand einer Ausarbeitung zu machen. (Wilhelm Schmid)
Es ist nicht der unwichtigste Teil der Lebenskunst, die schönen Dinge im Leben nicht aufhören, sondern ausklingen zu lassen. (Elisabeth Bergner)
Lebenskunst ist, Problemen nicht auszuweichen, sondern daran zu wachsen. (Anaximandros)
Die wahre Lebenskunst besteht darin, im Alltäglichen das Wunderbare zu sehen. (John Sedges)
Lebenskünstler ist, wer seinen Sommer so erlebt, dass er ihn noch im Winter wärmt. (Alfred Polgar)
Viele Lebenskünstler leben von der Zeit, die andere nicht haben. (Michael Douglas)
Es gehört zur Lebenskunst dazu, seine Arbeit als Spaß zu erfahren und den Spaß nicht zur Arbeit geraten zu lassen. (Anselm Vogt)
Einsamkeit ertragen können, ist eine hohe Lebenskunst. Sie ist der wonnevollste Genuss, ja der Luxus des Denkers. Eine Qual ist sie für den müßigen Kopf. (Karl Ferdinand Gutzkow)
Lebenskunst, die Kunst, die richtigen Gedanken zu rufen. (Alfred Selacher)
DenkMal! Philosophisches Café am 4. Mai 2012
Thema: Technik und Freiheit
Technik kommt vom griechischen Wort téchne, das Kunstfertigkeit bedeutet. Ursprünglich war es jede Art von Methode oder Fertigkeit, um etwas Bestimmtes zu bewerkstelligen. Heute meint es meist die praktische Anwendung naturwissenschaftlicher Erkenntnis mit Hilfe von Maschinen zur Produktion von Gütern. Francis Bacon vertritt in der frühen Moderne das Programm einer systematischen experimentellen Naturforschung, um sich die Natur dienstbar zu machen. Für den Marxismus nimmt die Technik der Produktion und des Austauschs von Waren eine Schlüsselrolle in der Gesellschaft ein. Von Kapp stammt der Begriff der Technikphilosophie, in der die Technik als Werkzeug des Menschen interpretiert wird. Für Heidegger ist die Technik eine seinsgeschichtliche Ausprägung der bemächtigenden Haltung des Menschen gegenüber dem Sein. Der Neomarxismus verweist auf die in der Technik liegenden Momente der Entfremdung des Menschen. (nach Brugger, Schöndorf, Philosophisches Wörterbuch)
Freiheit hat im philosophischen Sinn drei Bedeutungen. 1. Die Freiheit von äußerem Zwang (Handlungsfreiheit). 2. Die Freiheit von gesetzlicher oder moralischer Bindung (tun dürfen, was man will). 3. Die Freiheit als Fähigkeit, seinem Wollen selbst eine Richtung zu geben (Willens-, Wahl—oder Entscheidungsfreiheit). Den Zweifel an der menschlichen Freiheit nennt man Determinismus. (nach Brugger, Schöndorf, Philosophisches Wörterbuch)
Die Technik schafft keinen neuen Reichtum,, sie baut den vorhandenen ab, und zwar durch Raubbau. Sie vertilgt, indem sie fortschreitet, den Bestand, auf den sie angewiesen ist. (Friedrich Georg Jünger)
Hütet euch vor den Technikern. Mit der Nähmaschine fangen sie an und mit der Atombombe hören sie auf. (Marcel Pagnol)
Nie kommt es auf eine Technik an, sondern immer nur auf denjenigen, der die Technik handhabt, auf den Geist, in dem sie gehandhabt wird. (Viktor Frankl)
Der Glaube an die Technik macht frei - von Verantwortungsbewusstsein und Selbstzweifeln. (Else Pannek)
Dank der modernen Satelliten-Technik des 21. Jahrhunderts kann man selbst die Entfernung aus der Nähe betrachten. Willy Meurer)
Die Hoffnung der Menschheit begründet sich darauf, dass die Evolution der Technik von der Evolution der Vernunft eingeholt wird. (Gerhard Strobel)
Die Technik ist auf dem Wege, eine solche Perfektion zu erreichen, dass der Mensch ohne sich selber auskommt. (Stanislaw Jerzy Lec)
Menschen, die von einer neuen Erfindung nur die guten Seiten sehen wollen, nennt man Techniker. (Werner Mitsch)
Die glücklichsten Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit. (Marie von Ebner-Eschenbach)
Freiheit ist die Fähigkeit, eine Wahl zu treffen, deren Gefangener man hinterher ist. (Heinrich Wiesner)
DenkMal! Philosophisches Café am 6. April 2012
Thema: Unabhängigkeit
Autonomie: Entlehnt aus dem Griechischen, autos (selbst) und nomos (Gesetz), also nach eigenem Gesetz. (s. Kluge, Etymologisches Wörterbuch)
Souveränität: Unabhängigkeit, Unumschränktheit, Sicherheit, Überlegenheit. (s. Kluge, Etymologisches Wörterbuch)
Trotz ist das Gegenteil von Unabhängigkeit. (Friedrich Nietzsche)
Die Unabhängigkeit des Gedankens ist der höchste Adel. (Anatole France)
Die süßeste Frucht der Genügsamkeit ist Unabhängigkeit. (Epikur von Samos)
Unabhängigkeit: eines der wertvollsten Besitztümer der Fantasie. (Ambroce Bierce)
Zwischen Unabhängigkeit und Freiheit besteht ein feiner Unterschied. (Rupert Schützbach)
Die Unabhängigkeit vieler Menschen besteht eigentlich in Unanhänglichkeit. (Berthold Auerbach)
Das Kapital dessen wir bedürfen, ist völlige Unabhängigkeit von jeglichem Kapital, außer von reinem Gewissen und entschlossenem Willen. (Henry David Thoreau)
Nicht Klugheit ist der eigentliche Gegensatz nicht Dummheit, sondern Unabhängigkeit. (Georg Baron von Ortzen)
Die Weltgeschichte ist die Zucht von der Unabhängigkeit des natürlichen Willens zum Allgemeinen und zur subjektiven Freiheit. (Georg Friedrich Wilhelm Hegel)
Höflichkeit ist die beste Beschützerin der persönlichen Unabhängigkeit, Grobheit der gemeine Ausdruck kraftloser Brutalität. (Georg Baron von Ortzen)
Das beste Mittel, seiner Unabhängigkeit verlustig zu gehen, ist, das Geld auszugeben, das man nicht besitzt. (Kemal Atatürk)
Die Unabhängigkeit und Freiheit des Menschen beruht weniger auf der Kraft seiner Arme als auf der Mäßigung des Herzens. Wer wenig begehrt, hängt von wenigem ab. (Jean-Jacques Rousseau)
In der Persönlichkeit Gottes feiert der Mensch die Übernatürlichkeit, Unsterblichkeit, Unabhängigkeit und Unbeschränktheit seiner eigenen Persönlichkeit. (Anselm Feuerbach)
Nichts in der Welt ist so gefürchtet wie der Einfluss von Männern, die geistig unabhängig sind. (Albert Einstein)
Unabhängigkeit ist eine Mittelstandsblasphemie. Wir sind alle abhängig voneinander. (George Bernhard Shaw)
DenkMal! Philosophisches Café am 2. März 2012
Thema: Geist
Geist ist ein Grundwort der Philosophie. Geist ist das Vermögen zu Selbstbewusstsein und Bewusstsein von Wirklichkeit und Sein überhaupt. Geist ist das, was uns am innersten und nächsten ist. Der Geist befähigt uns zu Erkenntnissen, die den Bereich des Raumzeitlichen übersteigen und zeitlose Geltung besitzen. Der Geist ist immateriell, er steht im Gegensatz zur Materie. Im Gegensatz zur Materie ist der Geist reine und unteilbare, wenn auch in sich differenzierte, Einheit.
Eine zentrale Rolle spielt der Begriff des Geistes bei Hegel. Er denkt Geist geschichtsmäßig. (nach Brugger, Schöndorf, Philosophisches Wörterbuch)
Der Geist besteht bei Hegel in Selbstunterscheidung und Zurückführung dieser Unterschiede zur Einheit. Der absolute Geist bestimmt sich durch Kunst, Religion und Philosophie, also durch angeschautes, vorgestelltes und begriffenes Denken des Denkens.
Geist, gilt allgemein als immaterielles Lebensprinzip und speziell als Denkkraft; beides trifft zu, da die ihm etymologisch zugrundeliegende „Erregung“ und damit das „Außersichsein“ jegliche Innerlichkeit und jedweden Selbstbezug ermöglicht. (s. Prechtl, Philosophie)
Geist: Die Vorstellung, unser Gehirn sei ein komplizierter Computer, beruht auf der Verwechslung von Geist und Intelligenz. (Anselm Vogt)
Es ist der Geist der Ewigkeit der jeden Geist der Zeit richtet und überschaut. (Jean Paul)
Der hat keinen Geist, welcher den Geist sucht. (Friedrich Wilhelm Nietzsche)
Ich verstehe aber unter Geist die Kraft der Seele, welche denkt und Vorstellungen bildet. (Aristoteles)
Wenn der Geist sich einmal seiner selbst bewusst geworden, bildet er von sich aus seine Welt weiter. (Jacob Burckhardt)
Der Geist bewegt die Materie. (Vergil)
Die Hauptsache ist, dass der Geist der Sache erfasst wird und nicht die bloße Form. (Kaiser Wilhelm II.)
Was ist Geist? Die Luftlinie vom Gehirn zur Sache. (Anton Kuh)
Nichts ist dem Geist erreichbarer als das Unendliche. (Novalis)
Wer Materie sagt, sagt Geist, ob er es will oder nicht. Denn sie wäre überhaupt nicht vorstellbar ohne Geist. Und wer Geist sagt, sagt Materie, denn ohne Materie könnte er es nicht sagen, nicht einmal denken. (Arthur Schnitzler)
Thema: Was sind die letzten Fragen? Sind die letzten Fragen wichtig?
Metaphysik: Die Metaphysik ist der Versuch, auf die allgemeinsten und grundlegendsten Fragen über die Struktur der Wirklichkeit mit wissenschaftlicher Strenge Antworten zu finden. Die Metaphysik arbeitet nicht mit der Methode der Empirie, eher kann sie mit der Mathematik verglichen werden. (frei nach Brüntrup, Theoretische Philosophie)
Letztbegründung: Der Philosoph muss all seine Behauptungen begründen können. Doch der vernünftige Sinn dieser Forderung kann nicht bedeuten, Begründung müsse in jedem Fall durch Schlussfolgerung geschehen. Denn aus ihr würde die grundsätzliche Unabschließbarkeit des Begründungsverfahrens folgen. Wenn man also an der Forderung, alle Behauptungen begründen zu sollen, festhält, so muss gezeigt werden können, dass es letztbegründete Aussagen im Sinne von durch sich selbst begründeten Aussagen gibt, d. h. Sätze, die deshalb als durch sich selbst begründet gelten können, weil sie nicht zu bestreiten sind, ohne ihre Geltung stillschweigend in Anspruch genommen zu haben. (Weissmahr, in Schöndorf, Philosophisches Wörterbuch)
Retorsion: (lat. retorquere = den Spieß umdrehen) meint in der klassischen Logik die verwendete Argumentationsform, die im Umdrehen eines Dilemmas besteht oder den Aufweis eines performativen oder transzendentallogischen Widerspruchs. Der performative Widerspruch entsteht dadurch, dass das Behauptete durch den Vollzug bestritten wird. Umgekehrt: alle aussagen sind notwendigerweise wahr, bzw. durch sich selbst begründet, die nicht bestritten werden können, ohne einen performativen Widerspruch zu begehen. (Weissmahr, in Schöndorf, Philosophisches Wörterbuch)
Letzte Antworten sind tabuisierte Fragen. (Andreas Tenzer)
Sei geduldig mit allen Fragen in deinem Herzen, und versuche, die Fragen an sich zu schätzen. (Rainer Maria Rilke)
Die Frage ist falsch gestellt, wenn wir nach dem Sinn des Lebens fragen. Das Leben ist es, das Fragen stellt. (Viktor Frankl)
Die Wissenschaften geben Antworten, die Fragen aufwerfen, während die Philosophie Fragen stellt, denen wir unser Leben getrost überantworten können. (Reiner Klütting)
Nicht wer die grundlegenden Fragen stellt, ist ein Fundamentalist, sondern wer sich nicht um die Grundlagen seiner Fragen kümmert. (Stefan Fleischer)
Literatur:
Walter Brugger, Harald Schöndorf (Hg.) 2010. Philosophisches Wörterbuch. Freiburg/München: Karl Alber.
Wolfgang Detel 2007. Metaphysik und Naturphilosophie. Stuttgart: Reclam.
Harald Schöndorf (Hrsg.) 2012. Die Wirklichkeit erkennen. Grundlinien im Denken Béla Weissmahrs. Stuttgart: Kohlhammer.
Café DenkMal! Philosophisches Café am 6. Januar 2012
Thema: Sich ändern, Ändern, Ändern lassen
Wenn Menschen ihre innere Einstellung ändern, können sie auch die äußeren Umstände ihres Lebens ändern. (William James)
Wir bringen es zwar nicht fertig, die Dinge unseren Wünschen entsprechend zu ändern, doch ändern sich mit der Zeit unsere Wünsche. (Marcel Proust)
Alle denken nur darüber nach, wie man die Menschheit ändern könnte, doch niemand denkt daran, sich selbst zu ändern. (Leo Tolstoi)
Was w i r nicht ändern, wird s i c h ändern. (Erhard Blanck)
Nicht die Dinge ändern sich; wir ändern uns. (Henry David Thoreau)
Es sind immer die andern, die sich ändern müssen. (Walter Ludin)
Sag nicht, dass du nichts ändern kannst. Wenn du die Kraft hast, dich zu ändern, wird sich alles ändern. (Ernst Ferstl)
Wenn wir eine Situation nicht ändern können, müssen wir uns selbst ändern. (Viktor Frankl)
Wer morgen sein Leben ändern will, wird es nie ändern. (Bernhard Steiner)
Wenn die Menschen die Dinge nicht ändern können, ändern sie die Worte. (Jean Jaurés)
Wer Menschen ändern will, kann sie nicht schonen. (Hans Clarin)
Was einmal gut gedacht und gesagt ist, das soll man ruhen lassen und nichts dran ändern. (Johann Wolfgang Goethe)
Die Ernte kannst du nicht ändern – aber die Saat. (Bruno Sörensen)
Das ist die riesige moderne Irrlehre: die Menschenseele zu ändern, um sie den Verhältnissen anzupassen, anstatt die Verhältnisse zu ändern, um sie der Menschenseele anzupassen. (Gilbert Keith Chesterton)
Von "Utopie" spricht man für gewöhnlich dann, wenn man etwas nicht ändern will und nicht, wenn man etwas nicht ändern kann. (Gerald Dunkel)
DenkMal! Philosophisches Café am 7. Oktober 2011:
Thema: Menschenbild und Grundgesetz
Art 1
(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
(2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.
Art 2
(1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.
(2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden.
Art 3
(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.
(2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.
(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.
Art 4
(1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.
(2) Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.
(3) Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden.
Art 5
(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.
(2) Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.
(3) Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung.
Art 6
(1) Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung.
(2) Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht. Über ihre Betätigung wacht die staatliche Gemeinschaft.
(3) Gegen den Willen der Erziehungsberechtigten dürfen Kinder nur auf Grund eines Gesetzes von der Familie getrennt werden, wenn die Erziehungsberechtigten versagen oder wenn die Kinder aus anderen Gründen zu verwahrlosen drohen.
(4) Jede Mutter hat Anspruch auf den Schutz und die Fürsorge der Gemeinschaft.
(5) Den unehelichen Kindern sind durch die Gesetzgebung die gleichen Bedingungen für ihre leibliche und seelische Entwicklung und ihre Stellung in der Gesellschaft zu schaffen wie den ehelichen Kindern.
Art 14
(1) Das Eigentum und das Erbrecht werden gewährleistet. Inhalt und Schranken werden durch die Gesetze bestimmt.
(2) Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.
(3) Eine Enteignung ist nur zum Wohle der Allgemeinheit zulässig. Sie darf nur durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes erfolgen, das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt. Die Entschädigung ist unter gerechter Abwägung
der Interessen der Allgemeinheit und der Beteiligten zu bestimmen. Wegen der Höhe der Entschädigung steht im Streitfalle der Rechtsweg vor den ordentlichen Gerichten offen.
DenkMal! Philosophisches Café am 2. September 2011
Thema: Menschenbilder und Rechtfertigung des Handelns
Als Menschen anerkennen wir all jene Wesen, die sich mit uns hier zu einem Wir zusammenschließen können, bis an die Grenze, an der, in der Konfrontation mit Tieren, keine gegenseitige Anerkennung mehr sinnvoll ist. Denkgeschichtlich wie erlebnismäßig liegt dem Abstraktum „der Mensch“ also nicht nur die Abgrenzung zu Tieren, zu Geistern und Göttern, sondern auch der Inklusionsbegriff des „Bruders“ oder „Nächsten“ voraus. Damit ist unmittelbar gegeben, dass „Mensch“ immer auch schon ein ethisch „geladener“ Begriff ist: Wird ein Mensch nicht mindestens anfänglich auch mit dem sittlichen Anspruch, der von ihm ausgeht, erfasst, wird er gar nicht als Mensch wahrgenommen. „Mensch“ ist also nicht primär ein Begriff der biologischen Systematik. (s. Brugger, Schöndorf, Philosophisches Wörterbuch)
Handlung ist eine von einer Person verursachte Veränderung des Zustandes der Welt. Der Handelnde ist Ursprung seiner Handlungen, die Kausalkette hört beim Handelnden auf. Handlungen unterscheiden sich von Ereignissen dadurch, dass wir auf eine Warum-Frage mit einer Absicht des Handelnden antworten. (s. Brugger, Schöndorf, Philosophisches Wörterbuch)
Grundlegend für unser Verständnis vom Menschen und seinem Handeln in Freiheit wurde Immanuel Kant:
1. Was kann ich wissen? Das Wesentliche, das Eigentliche - Kant nennt es das „Ding an sich“ - bleibt den Menschen verborgen. Denn der Mensch erkennt die Dinge nur, wie sie ihm erscheinen, nicht wie sie wirklich sind. 2. Was darf ich hoffen? Hoffnung meint Kant in Bezug auf Gott und auf die Unsterblichkeit. Nach Kant kann man Gott nicht vernunftmäßig ergründen, erkennen oder beweisen. Gott verweist den Gottesbeweis wieder in den Bereich des Glaubens. 3. Was soll ich tun? Man soll nach Kant das Gute tun, weil es gut ist, nicht wegen einer Belohnung oder aus Angst vor Strafe. Sein Sittengesetz ist allgemeingültig; d.h., es gilt für alle Zeiten und für alle Menschen in gleicher Weise. Es lautet: „Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten kann.“ 4. Was ist der Mensch? Ein Kernbegriff der kantischen Anthropologie ist der Begriff der Freiheit: Für Kant ist die Freiheit etwas Absolutes. Für Kant ist der Mensch ein absoluter Wert zuzuschreiben; ein Mensch darf niemals bloß als Mittel zu irgendeinem Zweck gebraucht werden; er ist vielmehr Selbstzweck. (Zusammenfassung nach Geisler)
Die christliche Offenbarung über den Menschen sagt, dass jeder einzelne Mensch durch die Liebe Gottes absolut bejaht ist und dass in dieser Bejahung sein unzerstörbarer Wert und seine unzerstörbare Würde wurzeln. Die Offenbarung sagt ferner, dass jeder Mensch die berechtigte Hoffnung haben darf, dass er im Jenseits die endgültige Erfüllung seines Lebens finden wird. Dies bedeutet aber nicht, dass er dem Diesseits keinen Wert beimisst und in Inaktivität sein Leben fristet nur in der Hoffnung auf ein Jenseits. (nach Wilhelm Geisler)
Die Dimensionen des Menschen in einer psychosomatisch orientierten Anthropologie (s. Eckhard Frick, Psychosomatische Anthropologie)
1. Der sich bindende Mensch.
2. Der Zeichen verstehende Mensch.
3. Der träumende Mensch.
4. Der spielende Mensch.
5. Der sich ängstigende Mensch.
6. Der Körper, den ich habe.
7. Der leidende Mensch.
8. Der schuldige Mensch.
9. Der trauernde Mensch.
10. Der lebendige Mensch.
DenkMal! Philosophisches Café am 5. August 2011
Thema: Menschenbilder und Gesprächsregeln
Dialog bedeutet Kompromiss: Wir lassen uns auf die Meinung des anderen ein. (Dalai Lama)
Aus der Gesprächskultur ist ein Gesprächskult geworden. (Ernst Reinhardt)
Gehe nie aus einem Gespräch, ohne dem anderen die Gelegenheit zu geben, mit Dankbarkeit an dieses Gespräch zurückzudenken. (Adolph Freiherr von Knigge)
Ich glaube, das 21. Jahrhundert muss den Ehrgeiz entwickeln, nicht das Reden zu fördern, sondern das Gespräch, das den Menschen verändert. Ein echtes Gespräch entflammt die Beteiligten. (Theodore Zeldin)
In Zeiten, in denen die Menschen es wagten zu reden, behandelten sie die Worte so, als hätten sie einen fast göttlichen Rang und müssen geachtet, gepflegt und geschmückt werden. (Theodore Zeldin)
Die Aufklärer hatten ein positiveres Menschenbild als wir, die Aufgeklärten. (Ernst Reinhardt)
Ein schlechtes Menschenbild ist die Ursache aller Kriege. (Alfred Selacher)
Begegnest du jemandem, der ein Gespräch wert ist, und du versäumst es, mit ihm zu reden, dann hast du einen Menschen verfehlt. Begegnest du jemandem, der kein Gespräch wert ist, und du redest mit ihm, dann hast du deine Worte verfehlt. Weise ist, wer stets den richtigen Menschen und die richtigen Worte findet. (Konfuzius)
Das Gespräch lebt nicht von der Mitteilung, sondern von der Teilnahme. (Ernst Reinhardt)
"Das war ein gutes Gespräch", sagt immer der, der am meisten geredet hat. (Peter Hohl)
Das Gespräch der meisten Gelehrten untereinander ist weiter nichts als ein gegenseitiges heimliches, höfliches Examinieren. (Jean Paul)
Das gesellschaftliche Gespräch setzt eine Geistigkeit besonderer Art voraus. Es verlangt Kürze der Überlegung und der Einwände. (Charles de Secondat)
Die Welt ist voller Menschen, die nicht allein sein können und für die ein noch so uninteressantes Gespräch besser ist als gar keines. (Henri Stendhal)
Literatur:
Theodore Zeldin, 1999. Der Rede Wert. Wie ein gutes Gespräch Ihr Leben bereichert. München: Piper.
DenkMal! Philosophisches Café am 1. Juli 2011
Thema: Streitkultur, Bedeutung des Diskurses (Habermas)
Diskurs meint Abhandlung, Erklärung. Es ist entlehnt vom lateinischen diskursus Erörterung, Mitteilung, eigentlich Auseinanderlaufen. (s. Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache)
Diskurs meint ursprünglich eine Rede. In der frühen Neuzeit wird daraus eine philosophische Vortragsform, die ein Thema auf eine weniger thesenhafte Art behandelt als ein Traktat. Während in der frühen Neuzeit ein Diskurs von einem einzigen Autor vorgetragen wurde, versteht Habermas unter einem Diskurs eine argumentativ geführte Diskussion. Er unterscheidet den strategischen Diskurs, der zur Durchsetzung bestimmter Interessen in der Politik oder vor Gericht geführt wird, vom herrschaftsfreien Diskurs, der die Wissenschaften und die Philosophie kennzeichnen soll. Die Diskursphilosophie von Apel und Habermas schließt an die Einsichten von Sokrates, Platon und von Humboldt an. Im Diskurs soll der Wahrheitsanspruch einer Aussage über etwas in der objektiven Welt oder der Richtigkeitsanspruch einer Aussage über etwas in der sozialen Welt dialogisch eingelöst werden. Wenn man überhaupt in einen solchen Diskurs eintreten will, dann anerkennt man den anderen als gleichberechtigten, wahrheits- und zurechnungsfähigen Partner. Die Letztbegründung für so zu findende und gefundene wahre oder richtige Aussagen ist die wechselseitige Anerkennung von Menschen als gleichberechtigte Diskussionspartner. (aus Brugger, Schöndorf 2010. Philosophisches Wörterbuch; Prechtl (Hrsg.), Philosophie)
Streitkultur: So streiten, dass es eine Verständigung gibt und keine Versöhnung braucht. (Ernst Reinhardt)
Eine gesunde Streitkultur ist Ausdruck geistiger Beweglichkeit. Der übertriebene Hang nach Reibungsverlusten und Harmonie geht immer zu Lasten des Charakters und richtet sich nicht selten gegen die Wahrheit. (Peter Rudl)
Wenn es zum Diskurs nicht reicht, kann man immer noch Konversation machen. (Erwin Koch)
Die Konsensustheorie der Wahrheit beansprucht den eigentümlichen Zwang des besseren Arguments durch formale Eigenschaften des Diskurses zu klären und nicht durch etwas, was entweder, wie die logische Konsistenz von Sätzen, dem Argumentationszusammenhang zugrunde liegt, oder, wie die Evidenz von Erfahrungen, von außen gleichsam in die Argumentation eindringt. (Jürgen Habermas)
Deduktive Argumente allein sind nicht informativ, und Erfahrungen bzw. moralische Gefühle bilden keine von Interpretationen unabhängige Basis. (Jürgen Habermas)
Die Leute streiten im Allgemeinen nur deshalb, weil sie nicht diskutieren können. (Gilbert Keith Chesterton)
Wer streiten will, muss sich hüten, bei dieser Gelegenheit Sachen zu sagen, die ihm niemand streitig macht. (Johann W. Goethe)
Nicht jene, die streiten, sind zu fürchten, sondern jene, die ausweichen. (Marie von Ebner-Eschenbach)
DenkMal! Philosophisches Café am 3. Juni 2011
Thema: Gesellschaftliche Utopien
Utopie: aus griechisch ou = nicht und topos = Ort. Die Neubildung durch Thomas Morus als Bezeichnung des nicht existierenden Ortes, an dem sich der von ihm beschriebene ideale Staat befindet. Dann übertragen auf alles Ideale. (S. Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache)
Mensch sein heißt Utopien haben. (Paul Tillich)
Nichts sieht hinterher so einfach aus wie eine verwirklichte Utopie. (Werner Freiherr von Braun)
Nichts wird gut und vollkommen sein, bevor die Menschen gut und vollkommen sind. (Thomas Morus)
Ein auskömmliches Leben ist mir vollauf genug. Der Ausspruch "Nichts zuviel" soll mir der liebste sein. (Thomas Morus)
Wo es noch Privatbesitz gibt, wo alle Menschen alle Werte am Maßstab des Geldes messen, da wird es kaum jemals möglich sein, eine gerechte und glückliche Politik zu treiben. (Thomas Morus)
Ein Staatswesen gerät nur infolge von Verfehlungen in Verfall, die aus irregeleiteten Anschauungen entspringen. (Thomas Morus)
Ein Schurke, ja fast ein Hochverräter würde sein, wer unheilvolle Beschlüsse in arglistiger Weise noch guthieße. (Thomas Morus)
In einer wahren Gemeinschaft jedoch sind alle arm und reich zugleich: reich, weil alle das haben, was sie brauchen, arm, weil keiner etwas besitzt; zugleich dienen sie nicht den Sachen, sondern die Sachen ihnen. (Thomas Morus)
Fortschritt ist die Verwirklichung von Utopien. (Oscar Wilde)
Viele Utopien bringen uns technisch voran und werfen uns menschlich zurück. (Prof. Michael Marie Jung)
Heute ist die Utopie vom Vormittag die Wirklichkeit vom Nachmittag. (Friedrich Nietzsche)
Wunderbare Utopien liegt oft direkt vor unseren Füßen, aber wir sehen mit unsern Teleskopen darüber hinweg. (Ludwig Tieck)
Wenn Utopien nicht verwirklicht werden, dann deswegen, weil es Menschen gibt, die wollen, dass sie nicht verwirklicht werden. (Gerald Dunkl)
Jede Befreiungsbewegung verändert ihren Charakter, wenn sie von der Utopie zur Realität übergeht. (Karl Marx)
DenkMal! Philosophisches Café am 13.Mai 2011
Thema: Karl Marx, Deutung der Lebenswelt und notwendiges Handeln
Karl Marx (1818-1883): Konzeptionelle Grundlage der Marxschen Lehre ist der Hegelianismus. Von Hegel übernahm Marx die Prinzipien der Dialektik und das dynamisch-evolutionäre Denken. Marx vollzieht den Schritt vom Idealismus zum Materialismus. Im arbeitsteiligen Prozess verliert der Arbeiter jeden Kontakt mit dem Produkt seiner Arbeit. Die Praxis erweist sich als ein wesentlicher Prüfstein der Wahrheit. (aus: dtv-Atlas Philosophie)
Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen.
Der Tod ist kein Unglück für den, der stirbt, sondern für den, der überlebt.
Jede Befreiungsbewegung verändert ihren Charakter, wenn sie von der Utopie zur Realität übergeht.
Wenn der Zweck die Mittel heiligt, dann ist der Zweck unheilig.
Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kömmt aber darauf an, sie zu verändern.
Alle Revolutionen haben bisher nur eines bewiesen, nämlich, dass sich vieles ändern lässt, bloß nicht die Menschen.
Es ist nicht das Bewusstsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewusstsein bestimmt.
Der wirkliche Reichtum eines Menschen ist der Reichtum seiner wirklichen Beziehungen.
Wer nichts achtet, ächtet sich selbst.
Jeder Schritt echter Bewegung ist wichtiger als ein Dutzend Programme.
Gewinne werden privatisiert – Verluste werden sozialisiert.
Nichts ist von Wert, wenn es nicht sinnvoll ist.
Radikal sein ist die Sache an der Wurzel fassen
Man muss das Volk vor sich selbst erschrecken lehren, um ihm Courage zu machen.
DenkMal! Philosophisches Café am 1. April 2011
Thema: Klugheit zwischen Mut, Übermut und Feigheit
Klugheit: Die Fähigkeit, gesetzte Zwecke durch die realitätsgerechte Wahl angemessener Mittel zu realisieren. Obwohl Klugheit immer schon in Form nützlicher Ratschläge gelehrt wurde, hat Aristoteles ihr als erster einen systematischen Platz in der Ethik angewiesen. Er begreift Klugheit als eine Verstandestugend, die als Grundhaltung dazu befähigt, Mittel und Wege zum guten und richtigen Leben aufgrund richtiger Überlegung zu wählen. Weil Klugheit im Unterschied zur Gerissenheit oder Verschlagenheit definitionsgemäß auf sittliche Ziele bezogen ist, kann sie nicht ethisch indifferent sei. (s. Peter Prechtl, Philosophie)
Mut ist eine dispositionelle (anlagebedingte) Erlebens- und Verhaltensgrundlage, die durch Umwelteinflüsse stabilisiert oder beeinträchtigt werden kann. Mut hat als Charaktereigenschaft zahlreiche affine und differente phänomenale Ausgestaltungsformen: Draufgängertum, Tollkühnheit, Waghalsigkeit, Zaudern, Hemmung, Feigheit. (s. Arnold, Eysenck, Meili, Lexikon der Psychologie)
Der Vorteil der Klugheit besteht darin, dass man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger. (Kurt Tucholsky)
Die Macht erzeugt Übermut. (Bertha von Suttner)
Der wahre Mut besteht darin, gerade dann Mut zu zeigen, wenn man nicht mutig ist. (Jules Renard)
Wer Mut zeigt, macht Mut. (Adolf Kolping)
Mut ist oft Mangel an Einsicht, während Feigheit nicht selten auf guten Informationen beruht. (Peter Ustinov)
Zorn ist die Voraussetzung für den Mut. (Thomas von Aquin)
Als Feigheit offenbart sich vorgetäuschter Mut. (Stefan Schütz)
Die schwach sind an Mut, sind stark an Schläue. (William Blake)
Ohne Mut trägt die Weisheit keine Früchte. (Baltasar Gracián y Morales)
Mut ist nichts anderes als die Angst, die man nicht zeigt. (Sergio Leone)
Klugheit ist die Kunst, zu erkennen, was man übersehen muss. (William James)
Allzu ängstliche Klugheit ist schädliche Schwäche. (Helmuth Graf von Moltke)
Die Klugheit eines Menschen wird daran gemessen, wie viel Unsicherheiten er zu ertragen vermag. (Immanuel Kant)
Was die Menschen Feigheit nennen, ist oft nur der Blick für die tieferen Zusammenhänge. (Bertrand Russel)
Literatur: Josef Pieper, Das Viergespann. München: Kösel.
DenkMal! Philosophisches Café am 4.März 2011 Thema: Angst zwischen kreativem Auslöser und Missbrauch
Angst im weiteren Sinn isteine der stärksten psychophysischen Emotionen. Es ist das Gefühl derBeunruhigung. Ins Zentrum des philosophischen Interesses rückt sie beiKierkegaard, der Angst deutlich von der Furcht unterscheidet. Furcht ist eineReaktion auf eine erkennbare Bedrohung, während die Angst objektlos undunbestimmt ist, in ihr fühlt sich das Ich bedroht. Weil das Aufkeimen desFreiheitsbewusstseins mit Angst verknüpft ist, wird verständlich, warumMenschen auf der Flucht vor ihrer Freiheit sind und sich so verfehlen.Heidegger denkt besonders an jene Angst, in der das Sein zum Tode bewusst wird.(s. Brugger, Schöndorf, Philosophisches Wörterbuch)
Angst. Die allgemeine Konnotation des Wortes Angst ist dieselbe wiedie seines lateinischen Ursprungs anxietas, ein Erleben sich verändernderMischungen von Ungewissheit, Erregung und Furcht. Die lateinische Anwendungschloss eine Vorstellung von Strangulation ein; dies ist in der modernen Konnotation manchmal auch enthalten. Der Ausdruck wurde in die Psychologie eingeführt, alsSigmund Freud die Angstneurose als ein Syndrom beschrieb, das von derNeurasthenie zu unterscheiden sei. Der Begriff wurde aber innerhalb derPsychologie erst 40 Jahre später allgemein üblich. (s. Arnold, Eysenck, Meili,Lexikon der Psychologie)
Mut ist Widerstand gegen die Angst,Sieg über die Angst, aber nicht Abwesenheit von Angst. (Mark Twain)
Die Angst ist die Begierde nach dem, wovor man sichfürchtet... Sie ist eine fremde Macht, die das Individuum ergreift, ohne dassdieses sich von ihr lösen könnte oder wollte, denn es hat Angst – und diese Angstselbst ist ein Bedürfnis. (Sören Kierkegaard)
Man machtuns immer nur Angst. Davor sollten wir Angst haben! (Andreas Bechstein)
Angst hat der, der Angst hat, seine Angst zu zeigen. (Hassan Mohsen)
Hab keineAngst, dass das Leben einmal zu Ende geht. Hab eher Angst, dass es nie richtiganfängt. (John Henry Newman)
Angst istunerträglicher als der Schmerz; die Angst schärft die Empfindungen, während derSchmerz sie abstumpft. (Carmen Sylva)
Die Angstverlängert das Leben. (Bruno Ziegler)Angst istder Schwindel der Freiheit. (Sören Kierkegaard)
DieGrundlage des Optimismus ist blanke Angst. (Oscar Wilde)
DenkMal! Philosophisches Café am 4. Februar 2011 Thema: Freiheit und Determinismus
Determinismus: Jedes Geschehen ist durch die ihmvorausgehenden Ursachen eindeutig und unveränderlich bestimmt. Bei derVorbestimmung durch Gott spricht man von Prädestination, nach der Lehre derStoa ist alles durch die Gestirne und den Kosmos vorherbestimmt (kosmologischerDeterminismus). (nach Brugger, W., Schöndorf, H. 2010. PhilosophischesWörterbuch, Freiburg München)
Freiheit: Im philosophischen Sinne gibt esvor allem drei Bedeutungen. 1. Handlungsfreiheit 2. Freiheit von gesetzlicheroder moralischer Bindung 3. Willens-, Wahl oder Entscheidungsfreiheit. (nachBrugger, W., Schöndorf, H. 2010. Philosophisches Wörterbuch, Freiburg München)
Kein Mensch bekämpft die Freiheit; er bekämpfthöchstens die Freiheit der anderen. Jede Art der Freiheit hat daher immerexistiert, nur einmal als besonderes Vorrecht, das andere Mal als allgemeinesRecht. (Karl Marx)
DieFreiheit, »hat« man nicht – wie irgend etwas, das man auch verlieren kann –,sondern die Freiheit »bin ich«. (Viktor Frankl)
DerMensch ist nicht frei geboren, sondern zur Freiheit berufen. Denn der BegriffFreiheit ist Selbstbestimmung. (Moritz Carrière)
Freiheit ist immer Freiheitder Andersdenkenden. (Rosa Luxemburg)
DieVölker, die daran gewöhnt sind, Herrscher über sich zu haben, können diesenicht mehr entbehren. Sie halten Zügellosigkeit, die der Freiheitentgegengesetzt ist, für Freiheit und geraten durch ihr Aufbegehren fast immerVerführern in die Hände. (Jean-Jacques Rousseau)
Eines der größten Probleme der Erziehung ist, wie mandie Unterwerfung unter den gesetzlichen Zwang mit der Fähigkeit, sich seinerFreiheit zu bedienen, vereinigen könne. Denn Zwang ist nötig! Wie kultiviereich die Freiheit bei dem Zwange? (Immanuel Kant)
Das Geheimnis der Freiheitist der Mut. (Perikles)
Macht ist Pflicht – Freiheitist Verantwortlichkeit. (Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach)
Viele Gewohnheiten, wenigerFreiheit. (Immanuel Kant)
An den Tod zu denken heißt,sich die Freiheit zu bewahren. (Michel de Montaigne)
Das Reich derFreiheit beginnt da, wo Arbeit aufhört. (Karl Marx)
Freiheit istBefreiung von der Illusion, der Täuschung der Persönlichkeit. (Leo Tolstoi)
Die Beherrschung unsererLeidenschaften ist der wahre Fortschritt in der Freiheit. (John Locke)
Freiheit ist ein Luxus, densich nicht jedermann leisten kann. (Karl Marx)
In allem Gerechtigkeit, undes wird genug Freiheit geben. (Nicolas Chamfort)
Zur Freiheit gehört es,abwechselnd zu regieren und regiert zu werden. (Aristoteles) Literaturempfehlungen:
Peter Bieri 2009. Das Handwerk der Freiheit. Über die Entdeckung des eigenen Willens. Frankfurt am Main: Fischer. Norbert Bolz 2010. Die ungeliebte Freiheit. Ein Lagebericht. München: Wilhelm Fink Verlag. Albert Keller 2010. Vom guten Handeln. In Freiheit die Geister unterscheiden. Würzburg: Echter.
DenkMal! Philosophisches Café am 7.Januar 2011 Thema: Ehrgeiz und Macht
Ehrgeiz:Rückbildung aus dem Adjektiv ehrgeizig, mittelhochdeutsch ergitec, das aus Ehreund geizig in der älteren Bedeutung habsüchtig, gierig zusammengesetzt ist.Also nach Ehre verlangend. (s. Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschenSprache)
Macht: Inalltäglichen, politischen und sozialen Zusammenhängen gebrauchter Begriff fürdie Möglichkeit, Wirkungen hervorzubringen. Etymologisch verweist der Begriffauf die einem tätigen Subjekt zugeschriebene Möglichkeit (indogermanisch = magh= mögen, vermögen). Der großeBedeutungsumfang des Wortes macht die weite Verbreitung des bezeichnetenPhänomens bewusst; Macht ist – wie Max Weber gesagt hat – „amorph“, d. h. sieliegt allen konkreten Gestaltungen der Wirklichkeit voraus. (s. Peter Prechtl(Hg.) Philosophie)
Man geht oft von der Liebe zum Ehrgeizüber, aber selten kehrt man vom Ehrgeiz zur Liebe zurück. (François VI. Duc deLa Rochefoucauld)
Mode dient der Eitelkeit, Eitelkeitdient dem Ehrgeiz, Ehrgeiz dient der Macht, die Macht bedient sich selbst. (Dr.Ekkehart Mittelberg)
Das schändlichste Laster ist derEhrgeiz. (Martin Luther)
Dem Ehrgeiz dient ein Riesenheer vonSklaven. (Erich Limpach)
Der wahre Ehrgeiz besteht in demVerlangen, sich durch tugendhafte Handlungen vor anderen Menschen auszuzeichnen.(Friedrich II.)
Dass Macht Macht macht, macht nichts,wenn sie menschlich ist. (Manfred Hinrich)
Macht macht gierig nach Macht. (AnkeMaggauer-Kirsche)
Wissen ist Macht. Wissen von der Macht,noch ein wenig mehr Macht. (Martin Gerhard Reisenberg)
Die Ehre verpflichtet zur Sittlichkeit, der Ruhm noch mehr, die Macht am meisten.(Berthold Auerbach)
Alles Geschehen aus Absichten ist reduzierbarauf die Absicht der Mehrung von Macht. (Friedrich Nietzsche)
Die Lust an der Macht hat ihren Ursprungnicht in der Stärke, sondern in der Schwäche. (Erich Fromm)
Macht hat dieinnere Logik, andere Macht nicht zu dulden. (Gerd Peter Bischoff)
Die Macht, Steuern zu erheben,beinhaltet auch die Macht, zu zerstören. (John Marshall)