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Treff: Church-Café, im Haus der evangelischen Kirche III. Hagen in Essen

Themen in 2015:

Wirkungsgeschichte: Was ist Wirkung? Was ist Ursache?; System der Unbildung; Konkrete Schritte zum humanitären Blick; Anarchie/Anarchismus, Fehlerkultur; Management oder Handlung? Wie von der eigenen Verantwortung abgelenkt wird...; Ethische Dilemmata, Subjekt, Objekt und die Frage nach der individuellen Schuld, Leben als Einübung; Welche Fragen stellen wir? Zur Philosophie des rechten Fragens, Verhindern Regeln den Spaß an der Freud'? Inhalt - Form; Struktur und Kultur

DenkMal! Philosophisches Café am 04.12.2015

Thema: Inhalt – Form; Struktur – Kultur

 
Inhalt, lat. complexus, zuerst im 15. Jahrhundert als innehaltunge, innehalt, in der Logik die Gesamtheit der Merkmale des Begriffs im Unterschied zu seinem Umfang, im Allgemeinen der Gegensatz zur Form, auch der Gehalt, das durch die Form zu einem Ganzen verbundene Mannigfaltige. (nach Regenbogen, Meyer, Wörterbuch der philosophischen Begriffe)

Form, von lateinisch forma = Gestalt, von ferire = Schlagen, hauen. Bei räumlichen Gegenständen ist die anschauliche Gestalt, bei gedanklichen die begriffliche Ordnung der Bestandteile des Gegenstands zu einer in sich gegliederten Einheit oder Ganzheit. (nach Regenbogen, Meyer, Wörterbuch der philosophischen Begriffe)

In einem wahrhaft schönen Kunstwerk soll der Inhalt nichts, die Form aber alles tun; denn durch die Form wird auf das Ganze des Menschen, durch den Inhalt hingegen nur auf einzelne Kräfte gewirkt. (Friedrich von Schiller)

Ästheten haben nur einen Fehler: Sie bewerten die Form höher als den Inhalt. (Fritz P. Rinnhofer)

Die Form der Kunst ergibt sich aus dem Inhalt, wie die Wärme aus dem Feuer. (Gustave Flaubert)

Trennt ihr vom Inhalt die Form, so seid ihr nicht schaffende Künstler. Form ist vom Inhalt der Sinn, Inhalt das Wesen der Form. (Hugo von Hofmannsthal)

Die Form verspricht dem Inhalt nicht die Treue. (Manfred Hinrich)

Wer die Form zerstört, beschädigt auch den Inhalt. (Herbert von Karajan)

Struktur, lateinisch structura von struere = bauen. Aus der Bautechnik kommend wurde der Begriff in der Anatomie gebraucht, analog zur allgemeinen Bedeutung für das Gefüge, den Aufbau eines zusammengesetzten Gebildes nach einer leitenden Idee oder auf Grund eines beherrschenden Faktors. (nach Regenbogen, Meyer, Wörterbuch der philosophischen Begriffe)

Kultur, lateinisch cultura = Ackerbau, im weiteren Sinn die Pflege, Bearbeitung und Vervollkommnung einer Sache zu einem bestimmten Zweck, im engeren Sinn die Bearbeitung der Natur durch den Menschen, die Loslösung des Menschen von den einschränkenden Bedingungen des Naturzustandes durch Ausbildung seiner geistigen und sittlichen Kräfte sowie die Erhaltung und Weitergestaltung des so Gewonnenen. (nach Regenbogen, Meyer, Wörterbuch der philosophischen Begriffe)

Die innere Struktur ist jener Rahmen, an den sich das Selbst beizeiten lehnt, um nicht aus ihm zu fallen. (Heike Ullmann)

Kultur ist die Hemmung als Basis ihres Bestandes. (Klaus Mann)

Kultur hängt davon ab, wie die Menschen gelernt haben, miteinander umzugehen. (Alexander Mitscherlich)

Den Abstand wahren, ist das Geheimnis der Kultur (George Bernhard Shaw)

Kultur ist das, was der Metzger hätte, wenn er Chirurg wäre. (Mary Pettibone Poole)

Den kulturellen Standard eines Landes misst man nicht an seinen Opernhäusern, sondern an seinen Bahnhofstoiletten. (Bernd Weinkauf)


DenkMal! Philosophisches Café am 06. November 2015

Thema: Verhindern Regeln den Spaß an der Freud‘?

Regel, vom lateinischen regula, gleich Maßstab, Richtschnur. (s. Kluge, Etymologisches Wörterbuch)

 
Regeln sind für Verlierer. (Peter Rudl)

Erfolg hat, wer Regeln bricht. (Mike Fischer)

Der Sinn aller Regeln ist die Ausnahme. (Michael Richter)

Das Spiel des Lebens braucht klare Regeln. (Stefan Rogal)

Regeln ohne Durchsetzungsvermögen beschönigen soziales Chaos. (Raymond Walden)

Regeln lenken den Weisen Mann. Der Dummkopf befolgt sie. (Oscar Wilde)

Fast überall sind Regeln minder wirksam als Erfahrungen. (Quintilian)

Für den Bau von Luftschlössern gibt es keine architektonischen Regeln. (Gilbert Keith Chesterton)

Alles, was aus bestimmten Beweggründen geschieht, muss seine Regeln haben. (Jean-Jacques Rousseau)

Der wahre Kunstrichter folgert keine Regeln aus seinem Geschmacke, sondern hat seinen Geschmack nach den Regeln gebildet, welche die Natur der Sache erfordert. (Gotthold Ephraim Lessing)

Es gibt sehr viele Wetterregeln, trotzdem lässt sich kein Wetter regeln. (Erhard Horst Bellermann)

Jeder Narr kann Regeln aufstellen und jeder Tor wird sich danach richten. (Henry David Thoreau)

Denken lernt man nicht an Regeln zum Denken, sondern am Stoff zum Denken. (Jean Paul)

Durch Übung und nicht durch Regeln lernt man, das Leben und die Kraft richtig anwenden. (Cicero)

Man nützt und versteht nur solche Lebensregeln, von denen man die Erfahrungen, worauf sie ruhen, so durchgemacht hat, dass man die Regeln hätte selber geben können. (Jean Paul)

Der Ungebildete sieht überall nur Einzelnes, der Halbgebildete die Regel, der Gebildete die Ausnahme. (Franz Grillparzer)

Die Ausnahmen von der Regel machen den Märchenzauber des Daseins aus. (Marcel Proust)

Das Glück ist die Ausnahme von Regel und Gesetz und widerlegt darum keine und keins. (Christian Friedrich Hebbel)

Jedes Problem, das ich löste, wurde zu einer Regel, die später dazu diente, andere Probleme zu lösen. (René Descartes)


DenkMal! Philosophisches Café am 02. Oktober 2015

Thema: Welche Fragen stellen wir? Zur Philosophie des rechten Fragens

Die meisten Fragen werden erst durch die Antwort indiskret. (Faye Dunaway)

Es ist wichtiger, Fragen stellen zu können, als auf alles eine Antwort zu wissen. (James Thurber)

Ob ein Mensch klug ist, erkennt man viel besser an seinen Fragen als an seinen Antworten. (De Levis)

Man hört nur die Fragen, auf welche man imstande ist, eine Antwort zu finden. (Friedrich Nietzsche)

Computer fragen mit Antworten. (Manfred Hinrich)

Inquisitorische Fragen verhören sich gern. (Michael Marie Jung)

Letzte Antworten sind tabuisierte Fragen. (Andreas Tenzer)

Wer besser zuhören kann, stellt andere Fragen (Volkmar Frank)

Die Frage ist falsch gestellt, wenn wir nach dem Sinn des Lebens fragen. Das Leben ist es, das Fragen stellt. (Viktor Frankl)

Sei geduldig mit allen Fragen in deinem Herzen, und versuche, die Fragen an sich zu schätzen. (Rainer Maria Rilke)

Antworten fördern eher das Wissen, Fragen eher das Denken. (Michael Marie Jung)

Zu hinterfragen ist die sicherste Art, den eigentlichen Fragen auszuweichen. (Stefan Fleischer)

Man sollte nicht länger „Warum?“ fragen, sondern vor allem „Wie?“. (Sir Francis Bacon)

Die Kunst des Sokrates: aus dem Schüler durch Fragen ein „schaffendes Erinnern“ hervorzulocken. (Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach)

Was jeder Tag will, sollst du fragen. Was jeder Tag will, wird er sagen. (Johann Wolfgang von Goethe)

In jede Gesellschaft gehört ein Idiot, der die naiven Fragen stellt, vor denen man selbst zurückschreckt. (Mark Twain)

Man sollte fragen, wer eine wertvollere, nicht, wer eine größere Gelehrsamkeit aufweisen kann. (Michel de Montaigne)

Man muss immer die klugen Leute um Rat fragen und dann das Gegenteil von dem tun, was sie raten. (Heinrich Heine)

Der erste Schlüssel zur Wahrheit liegt in häufigem und unermüdlichem Fragen. Denn durch Diskrimination gelangen wir zur Selbstbefragung und durch die Frage nach unserem wirklichen Wesen gelangen wir zur Wahrheit. (Peter Abaelard)

Alles Fragen ist ein eindringen. (Elias Canetti)

Denn die Wirkung der Fragen auf den Fragenden ist eine Hebung seines Machtgefühls;…“ (Elias Canetti)

Bevor die Frage einem gestellt worden ist, weiß man oft nicht, was man denkt. (Elias Canetti)

 

Literatur: Elias Canetti, Masse und Macht: Frage und Antwort

DenkMal! Philosophisches Café am 04. September 2015

Thema: Leben als Einübung

Leben, Durativ zu bleiben, wohl etwa im Sinne von hängen bleiben. Ausgangspunkt ist also etwa ‚bleiben, fortbestehen‘. ( nach Kluge, Etymologisches Wörterbuch)

Üben, Festtag begehen, religiöse Handlung. (nach Kluge, Etymologisches Wörterbuch)

Vor Allem und zuerst die Werke! Das heisst Übung, Übung, Übung! Der dazugehörige ‚Glaube‘ wird sich schon einstellen, - dessen seid versichert! (Friedrich Nietzsche)

Die Diplomatie bedarf keiner langen Lehrzeit. Ist doch unser ganzes Leben eine ständige Einübung im Ränkespiel und Eigennutz. (Luc de Clapiers Vauvenargues)

Aufmerksamkeit ist das Leben. (Johann Wolfgang von Goethe)

Das Leben bildet. (Johann Heinrich Pestalozzi)

Leben ist aussuchen. (Kurt Tucholsky)

Nicht leben, sondern recht leben ist Segen. (Lucius Annaeus Seneca)

Leben heißt kämpfen. (Lucius Annaeus Seneca)

Leben heißt beobachten. (Gaius Secundus Plinius der Ältere)

Die Glückseligkeit besteht in dem glücklichen Leben, das glückliche Leben im tugendhaften Leben. (Aristoteles)

Leben heißt nicht fragen. Leben ist Antwort durch Leben und Tat. (Bernhard von Clairvaux)

Wenn aber der Mensch tatsächlich den Menschen hervorbringt, so gerade nicht durch die Arbeit und deren gegenständliche Resultate, auch nicht durch die neuerdings viel gelobte ‚Arbeit an sich selbst‘, erst recht nicht durch die alternativ beschworene ‚Interaktion‘ oder Kommunikation‘: Er tut es durch sein Leben in Übungen. (Peter Sloterdijk)

Eine solche Struktur heißt Zivilisation. […] Sie werden die Antropotechniken codieren, die der Existenz im Kontext aller Kontexte gemäß sind. Unter ihnen leben zu wollen würde den Entschluß bedeuten: in täglichen Übungen die guten Gewohnheiten gemeinsamen Überlebens anzunehmen. (Peter Sloterdijk)

In Wahrheit steht der Übergang von der Natur in die Kultur und umgekehrt seit jeher weit offen. Er führt über eine leicht zu betretende Brücke – das übende Leben. (Peter Sloterdijk)

Als Übung definiere ich jede Operation, durch welche die Qualifikation des Handelnden zur nächsten Ausführung der gleichen Operation erhalten oder verbessert wird, sei sie als Übung deklariert oder nicht. (Peter Sloterdijk)

Wer richtig geübt hat, überwindet die Unwahrscheinlichkeit des Guten und läßt die Tugend wie eine zweite Natur erscheinen. (Peter Sloterdijk)

 

Literatur:

Peter Sloterdijk, 2009. Du mußt dein Leben ändern. Über Antropotechnik. Frankfurt am Main: Suhrkamp

DenkMal! Philosophisches Café am 07. August 2015

Thema: Subjekt, Objekt und die Frage nach der individuellen Schuld

Subjekt, aus dem Lateinischen, daruntergeworfen. Ontologisch: der Träger von Zuständen und Wirkungen. Psychologisch: der Träger der  Erlebnisse , Wahrnehmungen und Vorstellungen, Gefühle, Bewusstseinsvorgänge und  -inhalte. Erkenntnistheoretisch: das erkennende Ich als Inbegriff  der Erkenntnisfunktionen und Erkenntnisformen im Gegensatz zu den Objekten.

Objekt, aus dem Lateinischen, das Entgegengeworfene. Es ist das, worauf sich der Mensch richtet, auch das Ziel des Handelns.

Subjekt-Objekt-Problem, die Frage, wie das Verhältnis zwischen erkennendem Subjekt und erkanntem Objekt genau zu verstehen ist. In der platonischen Tradition ging man davon aus, dass das Subjekt die Ideen in einer vorgeburtlichen Schau schon einmal wahrgenommen hat. Bei R. Descartes kann sich das Subjekt nur der eigenen Existenz gewiss sein, dass es zur Erkenntnis eines Objektes in der Außenwelt gelangt, wird durch das Wirken eines wahrhaftigen Gottes garantiert. Die Empiristen führten die Erkenntnis der Außenwelt auf die kausale Wirkung der Welt auf das Subjekt zurück. Bei Kant kommt es zu einer Wende: Die Art und Weise, wie uns die Welt erscheint, ist abhängig von den subjektiven Bedingungen der Erkenntnis.

Individuum, das Unteilbare. In der Scholastik war es auf die menschliche Persönlichkeit eingeschränkt.

Schuld, Schuld haben heiß im ursprünglichen Sinne: Urheber von unerwünschten Folgen sein. (alle Begriffe nach Regenbogen, Meyer, Wörterbuch der philosophischen Begriffe)

Alles, was irgend zur Welt gehört und gehören kann, ist unausweichbar mit diesem Bedingtsein durch das Subjekt behaftet und ist nur für das Subjekt da. Die Welt ist Vorstellung. (Arthur Schopenhauer)

Erkenntnis im strengen Sinn (oder genauer gesprochen: die Verständigkeit, die zu ihr führt) ist echte Aktivität und als solche nur für ein freies Subjekt möglich. (Edith Stein)

Moral heißt, dass das Subjekt aus sich in seiner Freiheit die Bestimmungen des Guten, Sittlichen, Rechtlichen setzt, und, indem es diese Bestimmungen aus sich setzt, diese Bestimmung des Aussichsetzens auch aufhebt, sodass sie ewig, an und für sich seiend sind. (Georg F. W. Hegel)

Dies ist das unendliche Recht des Subjekts, dass es sich selbst in seiner Tätigkeit und Arbeit befriedigt findet. (Georg F. W. Hegel)

Wer gar keine eigene Meinung hat, ist keineswegs objektiv. Er ist Objekt. (Wolfgang Mocker)

Wahr Erkenntnis ist unmöglich, da die Objekte der Sinneswahrnehmung sich immer verändern. (Heraklit)

Die Gesellschaft ist früher da als das Individuum. (Herbert Spencer)

Der moderne demokratische Mensch: Erst Individuum, später Nummer, jetzt nur noch Mitglied einer Zielgruppe. (Wolfgang J. Reus)

Die Schuld verdammt den Täter nicht. (William Shakespeare)

Es ist meine Schuld, meine ganz persönliche Schuld, dass die Welt elend ist. (Fjodor M. Dostojewskij)

Wenn Du mich einmal betrügst, ist es Deine Schuld; betrügst Du mich zweimal, liegt die Schuld bei mir. (Anaxagoras)

Anderen an seinem Unglück die Schuld geben, ist ein Zeichen von Dummheit; sich selbst die Schuld geben, ist der erste Schritt zur Einsicht; weder anderen noch sich selbst die Schuld geben, ist ein Zeichen von Weisheit. (Epiktet)

DenkMal! Philosophisches Café am 3. Juli 2015

Thema: Ethische Dilemmata

Dilemma, Zwangslage. Zunächst ein Wort der Logik. Es bezeichnet eine Schlussart, bei der eine Situation der notgedrungenen Wahl zwischen zwei Möglichkeiten herbeigeführt wird, die beide nicht wünschenswert sind. Dann Verallgemeinerung auf schwierige Entscheidungslagen erweitert. (s. Kluge Etymologisches Wörterbuch)

Ethisch, im heutigen Sprachgebrauch wird moralisch mehr auf die Übereinstimmung der Handlungen mit den äußeren Sitten, Rechten und allgemein geltenden Wertungen, ethisch mehr auf die innere Gesinnung bezogen. (s. Regegenbogen, Meyer, Wörterbuch der philosophischen Grundbegriffe)

 

Das Sartre-Dilemma: Soll ich mich um meine gänzlich auf Hilfe angewiesene Mutter kümmern oder mich der Widerstandsbewegung anschließen?

Das Aristoteles-Dilemma: Soll ich eine unschuldige Geisel erschießen oder meine Kinder und Eltern dem Tod ausliefern?

Beim Sartre-Dilemma sind die Alternativen als solche betrachtet kein moralisches Problem. Beim Aristoteles-Dilemma ist das Töten der Geisel eine moralisch unmögliche Handlung. (s. Ricken, Allgemeine Ethik)

Das Trolley-Problem: Ein Beobachter hat die Möglichkeit, eine Weiche umzustellen. Eine außer Kontrolle geratene Straßenbahn überfährt entweder fünf Personen oder, wenn die Weiche umgestellt wird, eine einzelne Person.

Fetter-Mann-Problem: Es ist möglich, durch das Herabstoßen eines fetten Mannes von einer Brücke die Straßenbahn zu stoppen.

Im Sinne der utilitaristischen Ethik müsste für die Rettung der fünf Personen, aber auch für die Tötung des dicken Mannes argumentiert werden.

Die deontologische Ethik stünde vor einem Dilemma, da die Tötung des dicken Mannes nicht zum Mittel zur Erreichung eines guten Zwecks gemacht werden darf. Der nicht direkt herbeigeführte Tod eines einzelnen, kann jedoch in Kauf genommen werden.

Der Evolutionspsychologe Carlos David Navarrete (s. alltagsforschung.de) versetzte Versuchspersonen in eine virtuelle Situation, er führte also nicht nur ein Gedankenexperiment durch. Gruppe A musste einen Knopf drücken, um das Überrollen von fünf Personen zu verhindern und damit eine einzelne Person auf dem anderen Gleis zu töten. Gruppe B musste nur den Knopf drücken, wenn die Weiche umgestellt werden sollte und die einzelne Person getötet würde. In der Gruppe B drückten einige zunächst den Knopf, entschieden sich dann jedoch spontan um. Insgesamt liegen die Ergebnisse beider Gruppen eng beisammen, knapp 90 Prozent entschieden sich, eine einzelne Person zu töten.

 
Dilemma: der Lohn der Konsequenz. (Ambrose Bierce)


DenkMal! Philosophisches Café am 5. Juni 2015

Thema: Management oder Handlung? Wie von der eigenen Verantwortung abgelenkt wird...

Handlung, Tätigkeit, die im Gegensatz zum bloßen Verhalten mit Entscheidungen, Absichten, Plänen, Zielen, Willensakten etc. kausal oder begrifflich verknüpft ist. In neuerer Zeit Gegenstand verschiedener Handlungstheorien. In der Philosophiegeschichte wird der Begriff der Handlung traditionell im ethischen Kontext erörtert. Aristotles unterscheidet Hervorbringen/Herstellen von Handeln/Tun und stellt diese der theoria gegenüber. Er bestimmt Handeln als Bewegung, in der das Ziel enthalten ist. Zudem unterscheidet er Handeln aus Begierde bzw. Neigung und Handeln aus Vernunft, eine Unterscheidung, der sich auch Kant anschließt. Hegel erörtert vor allem die moralische und rechtliche Zurechenbarkeit von Handlungen. In der modernen Handlungstheorie wird der Ausdruck Handlung allgemein dazu verwendet, bewusstes oder absichtliches Verhalten von nicht intentionalem Verhalten abzugrenzen. (nach Regenbogen, Meyer, Wörterbuch der philosophischen Begriffe)

Handeln hat ursprünglich die Bedeutung ‚greifen, fühlen, befühlen‘, dann auch übertragen ‚behandeln‘, im Deutschen dann allgemein ‚verrichten, tun‘. (s. Kluge, Etymologisches Wörterbuch)

Management ist aus dem neuenglischen manager entlehnt und bedeutet bewerkstelligen, leiten. (Kluge, Etymologisches Wörterbuch)

Management, Tätigkeiten, die von Führungskräften in allen Bereichen der Unternehmung in Erfüllung ihrer Führungsaufgabe zu erbringen sind. Häufig wird hier zwischen Plan, Realisierung und Kontrolle differenziert. Zur Planung zählen die Problem- und Aufgabendefinition, die Zielsetzung, die Alternativenplanung und die Entscheidung. Die Realisierung umfasst die Organisation, die Information, Kommunikation, Motivation der Mitarbeiter und deren Koordination. Die Kontrolle besteht aus Rückmeldung, Soll-/Istvergleich für die weitere Planung und Steuerung. (s. Gabler, Wirtschaftslexikon)


Management besteht heute vor allem darin, unüberlegte Entscheidungen zu treffen und dann einen Dummen zu suchen, dem man die Sache in die Schuhe schieben kann. (Peter E. Schumacher)

Kein Wunder, dass so viele Versager in Politik, Verwaltung und Management sitzen: In keinem anderen Beruf wird man bei völligem totalen Versagen nicht zur Rechenschaft gezogen, sondern mitunter sogar auch noch wegbefördert. (Wolfgang J. Reuss)

Eine sklavische Handlung ist nicht immer die Handlung eines Sklaven. (Georg Christoph Lichtenberg)

Es gibt keine Handlung, für die niemand verantwortlich wäre. (Otto Fürst von Bismarck)

Was ein Kind tut, soll nicht als eine Handlung, sondern als ein Symptom aufgefasst werden. (Marie Freifrau von Eschenbach)

Zeitmanagement ist Unsinn. Sie können die Zeit nicht managen, nur Ihr Verhalten. (Michael Kastner)

Gutes Management besteht darin, durchschnittlichen Leuten zu zeigen, wie man überdurchschnittlich arbeitet. (John Davison Rockefeller)

Der Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg im Management ist zu klein, als dass nicht Bescheidenheit angezeigt wäre. (Percy Barnevic)

Es muss verhindert werden, dass unternehmerische Intuition von schierem Management verdrängt wird, wenn das Unternehmen wächst. (Heinz Friedrich)


DenkMal! Philosophisches Café am 01. Mai 2015

Thema: Fehlerkultur

Fehler, Nomen zu fehlen. Es wurde zunächst im Sinne von Fehlschluss gebraucht. (s. Kluge, Etymologisches Wörterbuch)


Die Verwaltung macht keine Fehler, sie ist der Fehler. (Erhard Blanck)

Unkorrigierte Fehler kriegen Kinder. (Manfred Hinrich)

Fehler des Gemüts sind häufiger als Fehler des Verstandes. (Francois VI. Duc de La Rochefoucauld)

Der Fehler begleitet den Menschen. (Platon)

Fehler entstehen durch orientierungslose Gefühle. (Justus Vogt)

Fehler einzugestehen, ist ein Sieg der Vernunft. (Ebo Rau)

Das Genie ist der Fehler im System. (Paul Klee)

Wer einen Fehler durch einen zweiten Fehler gutmachen will, macht den dritten Fehler. (Christian Farda)

Der Mantel der Liebe bedecket alle Fehler. (Jean Paul)

Vergebene Fehler muss man auch vergessen. (Christine von Schweden)

Wer vergisst, wiederholt die Fehler der Vergangenheit. (Aya Yven)

Einsicht ist Aussicht auf künftige Fehler. (Walter Fürst)

Fehler sind das Tor zu neuen Entdeckungen. (James Joyes)

Die schlimmsten Fehler macht man in der Absicht, einen begangenen Fehler wieder gutzumachen. (Jean Paul)

Der größte Fehler im Leben ist, dass man ständig fürchtet, Fehler zu machen. (Elbert G. Hubbard)

Erfahrung ist, wenn man anstelle der alten Fehler neue Fehler macht. (Willy Meurer)

Die Fehler anderer nicht sehen ist Selbstschutz. Die Fehler anderer verzeihen ist Selbstüberwindung. (Stefan Fleischer)

Durch die eigenen Fehler wird man klug, durch die Fehler anderer wird man clever. (Gerhard Uhlenbruck)

Verunsicherung erzeugt Fehler und mit jedem neuen Fehler steigert sich die Verunsicherung. (Raymond Walden)



DenkMal! Philosophisches Café am 03. April 2015

Thema: Anarchie / Anarchismus

 
Anarchie, ursprünglich war es die Bezeichnung für die 404 v. chr. beginnende Regierungszeit der dreißig Tyrannen in Athen, während es keinen Herrscher (Archon) gab. Im Altertum war es dann der Zustand der Gesellschaft, in dem die Staatsgewalt aufgehoben war oder es keine Regierung gab.

Anarchismus ist die Bezeichnung für eine Gesellschaftslehre, in der die bestehenden Rechtsordnungen als Ausdruck illegitimer Herrschaft über Menschen abgelehnt werden. Die Zerstörung repressiver Elemente der Staatsgewalt sowie aller persönlicher Führungsansprüche wird gefordert.

Es wird unterschieden zwischen dem individualistischen Ansatz (Max Stirner, J. H. Mackay) und dem kommunitären Anarchismus (P. J. Proudhon, M. A. Bakunin, P. A. Kropotkin). (nach Regenbogen, Meyer, Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe)

Der Staat hat immer nur den Zweck, den einzelnen zu beschränken, zu bändigen, zu subordinieren, ihn in irgendeinem Allgemeinen untertan zu machen. (Max Stirner, 1806-1856)

Einen Felsen, der mir im Wege steht, umgehe ich so lange, bis ich Pulver genug habe, ihn zu sprengen; die Gesetze eines Volkes umgehe ich, bis ich Kraft gesammelt habe, sie zu stürzen. (Max Stirner)

Ich maße mir nicht an, die Menschen zu verstehen. Wir verstehen überhaupt wenig voneinander. Aber frech greifen wir täglich und stündlich in das Leben unserer Mitmenschen ein, unter dem lügenhaften Vorgeben, ihnen helfen zu wollen. (John Henry Mackay, 1864-1933)

Die höchste Vollkommenheit der Gesellschaft findet sich in der Vereinigung von Ordnung und Anarchie. (Pierre Joseph Proudhon, 1809-1865)

Im Kommunismus arbeiten alle gemäß ihren Fähigkeiten und werden gemäß ihren Bedürfnissen entlohnt. (Pierre Joseph Proudhon)

Wer eine Regierung über sich hat, wird beaufsichtigt, kontrolliert, bespitzelt, gelenkt, mit Gesetzen überzogen, reglementiert, zum Gegenstand von Akten gemacht, mit Ideologie geimpft, ständig ermahnt, besteuert, gewogen, zensiert, herumkommandiert, und zwar von Männern, die weder ein Recht, noch das Wissen, noch die moralische Sauberkeit dazu haben. (Pierre Joseph Proudhon)

Anarchie ist Ordnung ohne Macht. (Pierre Joseph Proudhon, Motto des Winzers Florian Weingart)

Der Staat – eine Abstraktion, die das Leben des Volkes verschlingt, ein unermesslicher Friedhof, auf dem … alle wahren Hoffnungen, alle Lebenskräfte eines Landes großzügig und andächtig sich haben hinschlachten und begraben lassen. (Michail Bakunin, 1814-1876)

Man setze den aufrechtesten Revolutionär auf einen Thron, und er wird zum schlimmsten Diktator. (Michail Bakunin)

Von der Freiheit kann man auch nicht ein Stückchen abschneiden, weil die Freiheit sich sofort in diesem Stückchen zentralisieren würde. (Michail Bakunin)

Die Freiheit ohne Organisation führt durch die Anarchie zur Knechtheit. (Rudolf Virchow, 1821-1902)

Die herrschende Partei nennt jeden Zustand der Dinge, der ihre Herrschaft bedroht oder beschränkt, Anarchie. (Carl Ludwig Börne, 1786-1837)

Der höchste Grad von Individualität wird erreicht, wenn jemand in der höchsten Anarchie sein Reich gründet als Einsiedler. (Friedrich Wilhelm Nietzsche, 1844-1900)


DenkMal! Philosophisches Café am 06. März 2015

Thema: Konkrete Schritte zum humanitären Blick

Humanität, lateinisch humanitas = Menschlichkeit, die menschliche Gesittung, Übersetzung des griechischen philanthropia. Seit der Spätantike das Ganze der im weitesten Sinn geistigen Eigenschaften des Menschen, seine Menschlichkeit im Unterschied zu der auch in ihm liegenden Tierheit. Das Humanitätsideal findet seine erste Ausprägung bei Cicero mit der Forderung der Geisteskultur, d. h. gepflegter Umgang, rhetorische Gewandtheit und literarische Bildung, sich selbst genügender Mensch und Weltbürgertum. (s. dazu Regenbogen, Meyer, Wörterbuch der philosophischen Begriffe)

 

Humanität ist vor allem Selbstschutz. (Sigbert Latzel)

Die Religion ist die höchste Humanität des Menschen. (Johann Gottfried Herder)

Der Mangel an geistigem Lebensgehalt bedingt den Mangel an Humanität. (Moses Joseph Roth)

Die Gesellschaft braucht strenge Justiz; darin liegt die Humanität des Staates, alles andere ist Humanität der Opernbühne. (Napoleon I. Bonaparte)

Was die Religion den „Sünder“ nennt, das nennt die Humanität den „Egoisten“. (Max Stirner)

Echte Humanität bedingt Kraftentwicklung des Willens, um dem Hilflosen und Schwachen aufzuhelfen. Falsche Humanität lässt sich durch Beschönigung moralischer Schwächen selbst verweichlichen und entnerven. Nur starke Charaktere tragen die Perle wahrer Humanität in sich. (Franz von Holtzendorff)

Einen anderen nicht beurteilen zu wollen, ist oft ein Zeichen von Humanität. (Friedrich Wilhelm Nietzsche)

Humanität besteht darin, dass niemals ein Mensch einem Zweck geopfert wird. (Albert Schweitzer)

Sobald sie sich nicht mehr abarbeiten muss, neigt Humanität zu Muskelschwund. (Paul Mommertz)

Ich zweifle in der Tat, ob Humanität eine natürliche oder angeborene Eigenschaft ist. (Charles Darwin)

Die Humanität einer Gesellschaft zeigt sich an ihrem Verhalten gegenüber den schlimmsten aller Missetäter. (Gerhard Dunkl)

Mäßigkeit des sinnlichen Genusses ist ohne Zweifel eine kräftigere Methode zur Philosophie der Humanität, als tausend gelernte künstliche Abstraktionen. (Johann Gottfried Herder)

Unser Reden von Humanität ist unerquicklich ohne Tat. – Es ist unendlich schwerer, einen einzigen Menschen glücklich zu machen, als ein ganzes Leben lang für die Menschheit zu schwärmen. (Otto Ludwig)

Müßiggang ist nichts Übles, ja man muss sagen: Ein Mensch, der für diesen keinen Sinn hat, zeigt damit, dass er sich nicht zur Humanität erhoben hat. (Sören Kierkegaard)

Die Pflege des Schönen gehört ebenso zur Humanität wie die Verwirklichung des Guten und die Erkenntnis des Wahren. Das Menschengeschlecht bedarf darum nicht nur der moralischen und intellektuellen, sondern auch der ästhetischen Erziehung. (Anton Springer)

 

DenkMal! Philosophisches Café am 6. Februar 2015

Thema: System der Unbildung


Bilden, mhd. bilden, ahd. bilidon, gestalten, Form geben, dann auch abbilden, nacheifern. Abgeleitet von ahd. bilidi in seinen verschiedenen Bedeutungen. Die Wortsippe spielt dann in der Mystik eine große Rolle und liefert im 18. Jh. einen der zentralen pädagogischen Begriffe wie Bildung, gebildet usw. (Kluge, Etymologisches Wörterbuch)

Eine umfassende Bildung ist eine gut dotierte Apotheke; aber es besteht keine Sicherheit, dass nicht für Schnupfen Zyankali gereicht wird. (Karl Kraus)

Bildung ist das, was übrigbleibt, wenn der letzte Dollar weg ist. (Mark Twain)

Der Ungebildete glaubt das, was ihm passt. (Ludovico Aiosto)

Bildung ist das, was übrigbleibt, wenn wir vergessen, was wir gelernt haben. (George Savile Halifax)

Die Bildung eines Menschen zeigt sich am deutlichsten in seinem Verhalten gegenüber Ungebildeten. (Hans Kilian)

Bilde dich selbst, und dann wirke auf andere durch das, was du bist! (Wilhelm von Humboldt)

Das aktuelle Glücksversprechen der Bildung ist ein falsches, weil es dabei weder um Bildung noch um Glück geht. Es geht, wenn überhaupt, um Abrichtung, Anpassung und Zufriedenheit durch Konsum. (Konrad Paul Liessmann)

Pisa kann mittlerweile als Symptom für die Absurdität gewertet werden, die das Bildungssystem erfasst hat. (Konrad Paul Liessmann)

Nur die durch die Globalisierung bedrohte Mittelschicht glaubt noch an ihre Chancen durch Bildung und an einen sozialen Aufstieg durch das Sammeln von ECTS-Punkten, Modulen und Zertifikaten. (Konrad Paul Liessmann)

Normalität ist das neue Schreckgespenst einer Zeit, in der Besonderheit zur Norm geworden ist: […].“ (Konrad Paul Liessmann)

Tatsächlich befördert das Konzept des lebensnahen Lernens das kulturelle Vergessen. (Konrad Paul Liessmann)

Wir verlernen es zu warten. Was nicht sofort auf Knopfdruck da ist, ist gar nicht mehr da. (Konrad Paul Liessmann)

Die neue Disziplinlosigkeit führt zu einer Verwahrlosung des Denkens und einer Abwertung des Wissens, die nur im Interesse jener sein kann, die keine Interesse an gebildeten Menschen haben, da die Dummheit zu den Fundamenten ihres Geschäftsmodells zählt. (Konrad Paul Liessmann)

Literatur:

Gabriel Jüssen, Gerhard Krieger, Jakob Hans Josef Schneider, 2006. Thomas von Aquin. Über den Lehrer. Hamburg: Meiner

Romano Guardini, 2000. Grundlegung der Bildungslehre. Versuch einer Bestimmung des Pädagogisch-Eigentlichen. Mainz: Topos

Konrad Paul Liessmann, 2014. Geisterstunde. Die Praxis der Unbildung. Eine Streitschrift. Wien: Zsolnay

Konrad Paul Liessmann, 2006. Theorie der Unbildung. Wien: Zsolnay


DenkMal! Philosophisches Café am 2. Januar 2015

Thema: Wirkungsgeschichte: Was ist Wirkung? Was ist Ursache?

Wirkung
, das als Vorgang oder Ergebnis gedachte Endglied des Kausalzusammenhangs. (s. Regenbogen, Meyer, Wörterbuch der philosophischen Begriffe)

Hans-Georg Gadamer führte den Begriff der Wirkungsgeschichte in seinem Werk ‚Wahrheit und Methode‘ ein. Es ist eine Kategorie seines Hermeneutik-Konzepts. Gadamer machte deutlich, dass es eine unaufhebbare Differenz zwischen dem Interpreten und dem Urheber gibt, es ist ein „nachkommendes Verstehen“. Diese Differenz ist jedoch kein Loch, sondern ausgefüllt mit der Kontinuität des Herkommens und der Tradition. Der Sinn eines Textes z. B. entfaltet sich. Weder der Verfasser, noch ein ursprüngliches Publikum verweisen eindeutig auf den Sinn. Es sind jeweils historisch und standortgebundene Entwürfe, die einen bestimmten Sinn aus einem Text herauslesen lassen. Der Prozess dieser Interpretationen ist wiederum der Grund, der eine gegenwärtige Interpretation mitbestimmt. Der Sinn ist also als ein Prozess gedacht. Es ist eine Hermeneutik der Entfaltung.

Wirken ist das Gegenteil von Erleiden. Das Wirken ist eine der akzidentellen Kategorien des Aristoteles. Dass jedes substantiell Seiende wirkt, bedeutet, dass es ein wirkliches Eigensein besitzt, das sich in diesem Wirken kundgibt. Das Wirken ist gegenüber dem Sein im Sinn des Existierens, das die grundlegende Verwirklichung darstellt, die zweite Stufe der Verwirklichung, der zweite Akt. Es ist eine Konsequenz des Seins. Es bedeutet, dass das Wirken sich notwendigerweise aus dem Sein ergibt und in seiner Art und Weise von der Weise des Seins abhängt. (s. Brugger, Schöndorf, Philosophisches Wörterbuch)

 

Alle wichtigen Ereignisse haben zuerst eine Wirkung, dann eine Wirkungsgeschichte und schließlich eine Geschichte. (Ernst Reinhardt)

Man liebt Ursache und Wirkung zu verwechseln. (Johann Wolfgang von Goethe)

Das Denken von Ursache und Wirkung ist das Rückwärtsdenken. (Oswald Spengler)

Effekt, sagt Wagner, ist Wirkung ohne Ursache. Kunst ist Ursache ohne Wirkung. (Karl Kraus)

Das Urteil können sie verwehren, aber die Wirkung nicht hindern. (Johann Wolfgang von Goethe)

Ich habe Erfolg, aber ich habe keinerlei Wirkung. (Kurt Tucholsky)

Ursache und Wirkung sind zwei Seiten einer einzigen Tatsache. (Ralph Waldo Emerson)

Im Buddhismus beurteilt man eine Handlung danach, welche Wirkung sie hervorruft. (Dalai Lama)

Oberflächliche glauben an Glück und Zufall. Tatkräftige an Ursache und Wirkung. (Ralph Waldo Emerson)

Die stete Beständigkeit der Wirkung setzt eine proportionierte stete Beständigkeit der Ursache voraus. (Adam Smith)Café am 2. Januar 2015